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Balkonkraftwerke
Ein neuer Trend breitet sich aus: das Balkonkraftwerk (auch Plug-in-Photovoltaikmodul genannt). Dabei handelt es sich um die wohl kleinste Solaranlage (PV-Anlage), die man sich zulegen kann und die dazu gedacht ist, auf dem eigenen Balkon aufgestellt zu werden.
Der Gedanke dahinter ist, daß so fast jeder einen Beitrag zur Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie leisten kann. Die Anlagen sind klein und einfach und können vor allem ohne Fachwissen von Jedermann installiert werden. Der erzeugte Strom wird über eine gewöhnliche Steckdose ins eigene Stromnetz eingespeist. Dabei wird aber kein Strom verkauft! Vorhandener Solarstrom (wenn die Solarzelle aktuell welchen erzeugt) wird genutzt aber der restliche Bedarf wird wie bisher durch den Stromanbieter gedeckt. Es wird kein erzeugter Strom bei fehlendem Eigenbedarf (also beispielsweise in Abwesenheit) an den Stromanbieter geliefert und damit dann Geld verdient. Durch die Nutzung des eigenen Stroms muß aber weniger Strom vom Netzanbieter gekauft werden.
Zudem handelt es sich nicht um sogenannte Inselanlagen bei denen keine andere Stromquelle verfügbar ist (beispielsweise in einem einsamen Ferienhaus). Das bedeutet, daß ein Balkonkraftwerk nicht geeignet ist, bei Stromausfall durch den Strom-Netzbetreiber, einzuspringen und wenigstens ein wenig (Not-) Strom zu liefern. Hierfür eignen sich (tragbare) Stromaggregate, die mit Verbrennungsmotoren völlig unabhängig arbeiten und an die Elektrogeräte direkt angeschlossen werden.
Es gibt viele Artikel zum Thema und derzeit ist aufgrund der geopolitischen Lage die Nachfrage so hoch, daß die Preise extrem angestiegen sind und die Lieferzeit lang ist. Zudem werden die meisten Diskussionen zum Thema sehr emotional und wenig sachlich geführt. Meistens wird unreflektiert eine Kosten-Nutzen-Rechnung (CBA) von Lobbyisten, Herstellern und Verkäufern geglaubt, die naturgemäß an einer positiven Bilanz interessiert sind, um ihre Produkte zu verkaufen. Ich bin kein Experte, will aber versuchen, objektiv ein paar Fakten und Überlegungen zusammen zu stellen.
Bis 600 W Leistung muß die Anlage von keinem Elektroinstallateur angeschlossen werden, sondern kann durch Laien eingerichtet werden. Um diese 600 W etwas einschätzen zu können:
Haarfön |
ca. 800 W - 2.000 W |
Wasserkocher |
ca. 1.000 W |
Waschmaschine |
ca. 1.000 W-2.000 W |
Zimmerbeleuchtung |
ca. 20 W-100 W |
Fernseher |
ca. 60 W-155 W |
Kühl-Gefrierkombination 170 l, Klasse D |
ca. 155 kWh/a |
Bei vielen Geräten wird der Stromverbrauch in Kilowatt pro Stunde (kWh) angegeben, weil der Verbrauch während der Nutzungsphase variiert. Der Kühlschrank läuft bspw. theoretisch permanent aber der Kompressor springt nur ab und zu an. Die angegebenen 155 kWh/a sind deshalb der Jahresverbrauch (8760 h). Im Durchschnitt liegt damit der permanente Verbrauch bei 17,7 W (155×1000/8760).
Anschaffungsgründe
Die wichtigsten Gründe für eine Anschaffung und Pro und Contra dürften sein:
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Umweltschutz durch Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energie.
Um den tatsächlichen Umweltschutznutzen zu bestimmen, müßte eine Bilanz erstellt werden, welche Herstellung, Transport, Unterhalt und Entsorgung berücksichtigt. Vereinfacht wird dazu oft der eingesparte bzw. ausgestoßene Anteil von CO2 betrachtet. Aber auch Wasser und andere Ressourcen sind zu berücksichtigen. Diese müßten den Umwelteinflüssen gegenübergestellt werden, die bei der Erzeugung von Haushaltsstrom (durch erneuerbare Energie aber auch durch fossile Energieträger) im industriellen Maßstab durch den Stromerzeuger anfallen. Das ist praktisch unmöglich, so daß sich keine Aussage zur Umweltbilanz treffen läßt. Im besten Fall dürfte aber eher von einer Null-Bilanz ausgegangen werden, wenn nicht sogar einer negativen. Auch Haushaltstrom kann von allen Energieerzeugern als Ökostrom bezogen werden. In der Regel dürfte es so sein, daß industrielle Anlagen zwar auch einen Impact auf die Umwelt haben, dieser aber pro erzeugte Kilowattstunde geringer ausfällt, als durch private Kleinstanlagen.
Meiner Meinung neigen Verfechter des Umweltschutz-Faktors auch zu einem green-washing des eigenen Lebensstils. Aus Aktionismus und persönlichem Bedürfnis der Profilierung, will man etwas besonderes machen und beitragen. Das erinnert mich an die meisten Vegetarier/Veganer: Anstatt einfach die Bratwurst abzulehnen und zur Kartoffel zu greifen, streuen sie in die Ablehnung eine gewisse Verachtung und Überlegenheit mit einem moralisierenden und oft missionierenden Verhalten gegenüber den anderen ein, die ihnen vielleicht gar nicht bewußt ist, die aber betont, daß sie etwas besseres sind: "Keine Wurst, ich bin Vegetarier" (als ob es wichtig ist, warum er keine Wurst will). "Ich habe ein Balkonkraftwerk" (und bin deshalb ein Gutmensch).
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Beitrag zum Strommarkt leisten.
Der Sommer/Herbst 2022 wird durch Schlagworte wie Energiekrise, Gaskrise und Stromkrise beherrscht. Industrie und Bürger werden aufgerufen, Strom etc. zu sparen. Sicherlich eine grundsätzlich zu befürwortende Idee. Allerdings läßt sich Energie gar nicht so einfach sparen. Zum einen ist da der Komfort, auf den man ungern verzichten will. Ohne Strom geht heutzutage kaum noch etwas. Auch Heizenergie läßt sich nicht leicht sparen. Es ist i. d. R, unwirtschaftlicher, einen Raum immer wieder auszukühlen und dann aufzuheizen, als ihn gleichmäßig zu heizen. Zumal Wärme nicht einfach ein- und ausgeschaltet werden kann (wie es uns die Werbung für Smarte Heizthermometer vorschwindelt). Die meisten häuslichen Stromverbraucher wurden in den letzten Jahren bereits optimiert, so daß hier kaum noch Potential besteht (und man darf nicht einfach US-Amerikanische Rechnungen zitieren, in die beispielsweise eine viel höhere Nutzung von häuslichen Klimageräten als bei uns einfließt). Wirtschaft und öffentliche Einrichtungen haben viel mehr Möglichkeiten, Strom in großem Umfang bei sehr geringem Aufwand einzusparen. Es ist eine persönliche politische Entscheidung, ob man meint, den Strommarkt unterstützen zu wollen und einen minimalen Teil gegen die Energiekrise unternehmen will. Zudem wird für die Herstellung der PV-Anlage Energie, also auch Strom benötigt (Umweltbilanz). Im Grunde geht man bei Inbetriebnahme also global betrachtet mit einer negativen Bilanz an erzeugtem Strom an den Start. So leistet man zwar lokal einen Beitrag zum Strommarkt, den man sich aber auf Kosten eines anderen Marktes erkauft hat. Andererseits kann man argumentieren, daß Staat und Wirtschaft für die Verfügbarkeit eines elementaren Bedarfsartikels (so wie Wasser und Kommunikation etc.) zu sorgen haben.
Zudem kann kein Stromkraftwerk durch noch so viele Kleinstanlagen ersetzt oder abgeschaltet werden weil die (Grund-) Versorgung sichergestellt sein muß und die Verfügbarkeit von Solarstrom aus derartigen Anlagen unkontrollierbar und nicht vorhersagbar ist. Das ist aber eine Voraussetzung für ein stabiles Stromnetz, denn es muß immer und unter allen Eventualitäten genau so viel Strom landesweit erzeugt/eingekauft werden (können), wie momentan verbraucht wird bzw. werden kann.
Strom sparen ist auch oft mit finanziellem Aufwand verbunden: Je sparsamer ein Gerät, desto teurer ist es meistens - das kann sich nicht jeder Leisten und ein Neukauf ist oft nur sinnvoll, wenn das Altgerät defekt ist oder extrem viel verbraucht. So auch ein Balkonkraftwerk: Es erfordert eine Investition und viele Voraussetzungen, die nicht immer erfüllbar sind und zur (verdeckten) Mißbilligung derjenigen führen kann, die nicht mitmachen oder zum Rechtfertigungszwang führen.
Wichtig ist noch einmal zu betonen, daß der erzeugte Strom unmittelbar auch im eigenen Haushalt genutzt werden muß. Wer tagsüber so gut wie nie zu Hause ist, hat wenig von der Anlage. Lediglich in Abwesenheit arbeitende Verbraucher wie Kühlschrank, Waschmaschine usw. nutzen dann die Energie. Und die Anlage kann nicht als Ersatz bei einem allgemeinen Stromausfall einspringen, da sie ohne (geringe) Fremdspannung (durch den Netzbetreiber) nicht funktioniert.
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Finanzieller Gewinn.
Ein Hauptinteresse dürfte der finanzielle Gewinn durch geringere Stromkosten sein. Um diesen zu bestimmen, muß eine realistische Betrachtung der Kosten und Einsparmöglichkeiten gemacht werden. Das ist nicht ganz einfach, da vor allem die individuelle Nutzung von Strom tagsüber (während die Sonne scheint und die Anlage signifikant Strom liefert) hierbei eine Rolle spielt. Auch die tatsächliche Wirkleistung der Anlage (Ausnutzung des vorhandenen Lichts) ist von vielen Faktoren abhängig. Natürlich spielt auch die Entwicklung des Strommarkts und der zukünftigen Kosten für Strom vom Stromanbieter eine entscheidende Rolle. Im folgenden wird versucht, dies exemplarisch zu betrachten. Unterm Strich dürfte eine konservative Geldanlage in Fonds ertragreicher sein.
Funktion
Markantes Teil der Anlage sind die eigentlichen Solarzellen, die auf Paneelen montiert sind und mit einem Anschluß an den Modulwechselrichter angeschlossen werden. Hierfür gibt es einfache Schraubklemmen und die typischen MC4-Stecker, denen der Vorzug zu geben ist. Der Wechselrichter macht aus der Gleichspannung (DC) der Solarmodule 230 V Wechselspannung (AC). Vom Wechselrichter wird der Strom über einen gewöhnlichen Schuko-Stecker in das Hausnetz eingespeist. Das mag ungewöhnlich sein, denn an einem Stecker liegt normalerweise kein Strom an (Berührung der Kontakte). Allerdings sind die Wechselrichter so aufgebaut, daß die anliegende Spannung so schnell abgeschaltet wird, daß keine Gefahr besteht.
PV-Modul → Wechselrichter → Schuko-Stecker → Steckdose
Bis 2018 war es Laien verboten, Energie in das Stromnetz einzuspeisen. Seit dem ist das im kleinen Rahmen bis 600 W erlaubt. Natürlich wettern die Elektroverbände stark dagegen und werden nicht Müde darauf hinzuweisen, daß Strom gefährlich ist und nur ein Elektrofachmann das alles richtig und sicher machen kann. Und auch wenn man das privat machen darf soll man doch bitte einen Innungsbetrieb beauftragen und alle möglichen Sicherheitseinrichtungen dazu kaufen. Klar: die wollen ihr Gewerbe schützen.
Die Hinweise und Komponenten sind alle gut und bringen was - sind aber eben nicht vorgeschrieben. Zudem müssen die Lobbyisten selbst einräumen, daß es "bisher zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen ist".[1]
Das Solarmodul kann mehr als 600 W Leistung liefern aber dann muß der Wechselrichter dazu passen und die Ausgabe reduzieren. Auch kann mit einem kleineren Modul angefangen und dann später erweitert werden. Dazu müssen die Komponenten aber geeignet sein. Das übliche Modul liefert etwa 380 W (somit ist etwas Reserve da) und hat eine Abmessung von etwa 1,8 m × 1 m bei 4 cm Dicke und wiegt um die 20 kg
Es gibt verschiedene Bauformen und chemischen Aufbauten der Solarzellen. Am gängigsten sind Monokristalline Siliziumzellen (c-Si) in Dickschichttechnik. Diese erreichen einen Wirkungsgrad etwa 18 % bis 25 %. Galliumarsenid-Zellen (GaAs) sind besonders wirkungsvoll (ca. 30 %) aber auch teuer. Halbleiter-Solarzellen (CdTe) sind günstige Dünnschichtmodule, die etwa 10 % Wirkungsgrad erreichen. Der Wirkungsgrad ist vor allem wichtig, um bei einer begrenzten Fläche eine bestimmte Leistung zu bekommen. Für Balkonanlagen ist dies eher nebensächlich. Statt einer kleinen Moduls mit gutem Wirkungsgrad kann man größere Module mit schlechtem Wirkungsgrad nehmen. Hierbei ist nur die vorhandene Fläche zu berücksichtigen und welche Bauweise bei gleicher Leistung günstiger oder haltbarer ist.
Ein sehr oft Außer acht gelassener Aspekt ist nämlich die schwindende Leistung der Module über die Jahre hinweg. Die Zellen altern und liefern dann immer weniger Leistung. Hierzu kann nur der Hersteller genaue Auskunft geben. Moderne Zellen halten etwa 25-30 Jahre und liefern dann noch ca. 80 % der ursprünglichen Nennleistung. Ebenso müssen Sie sich erkundigen wie lang die Produktgarantie seitens des Herstellers ist. Die gesetzliche Gewährleistungsfrist von 2 Jahren ist zu kurz. Die meisten Hersteller geben etwa 10 Jahre Garantie.[2] Vor allem die realistischen Angaben zur Haltbarkeit und Garantie sprechen nachdrücklich gegen billige No-Name-Produkte aus fragwürdigen Quellen.
Weitere Systemverluste entstehen durch Wettereinflüsse (Schnee, Laub) und die Wandlung von Gleich- zu Wechselspannung. Auch die Montageart hat starken Einfluß, weil sich die Solarzellen erwärmen und dann weniger Leistung produzieren. 100 % Wirkungsgrad bezieht sich meistens auf 20 °C Außentemperatur. Bei schlecht hinterlüfteten Systemen an der Hauswand oder auf dem Dach sinkt der Wirkungsgrad um etwa 10 % bis 20 %.
Unrealistische Langzeit-Kalkulationen zur Amortisation sind deshalb irreführend. Auch durch Wettereinflüsse und Materialermüdung kann es bei allen Komponenten zu Ausfällen kommen. Ein Betrieb von mehr als 10-15 Jahren ist wahrscheinlich illusorisch.
Mikrowechselrichter (Mikroinverter oder auch Modulwechselrichter genannt) sind kleine Wechselrichter, die nur den Strom eines Moduls in Wechselstrom umwandeln und einspeisen können. Der Wechselrichter arbeitet netzgeführt, d. h. bevor elektrische Leistung in das Wechselstromnetz eingespeist wird (oder zu einer Gefahr am Schuko-Stecker führt), müssen die Spannung, Frequenz und Phasenlage des eigentlichen Haus-Wechselstromnetzes durch den Wechselrichter ermittelt werden. Aus diesem Grund funktioniert ein Balkonkraftwerk auch nicht als Inselanlage bei Netzausfall. Das Gerät muß die VDE-AR-N 4105 einhalten und sollte den IP-Schutzart 67 (oder besser) erfüllen, weil er dauerhaft draußen angebracht sein wird. Der optimale Montageplatz ist gut belüftet im Schatten, da das Gerät warm wird und bei Überlast oder Überhitzung die Leistung drosselt oder abschaltet.
Sie benötigen einen Balkon bzw. eine Möglichkeit, das Solarmodul aufzuhängen oder zu stellen. Die meisten Angebote für Montagematerial setzen ein Balkongitter voraus: Oben werden die Module eingehängt und unten gegen die Geländerstreben geschraubt. An massiven Balkonen lassen sich die Module unten nicht befestigen. Auf Dachterrassen etc. läßt sich die Ausrichtung natürlich optimieren, wenn die Module auf Ständern stehen können. Am Balkongeländer ist nur eine senkrecht hängende Montage vorgesehen. Dabei geht Leistung verloren, weil die Oberfläche des Moduls nicht optimal zur Sonne geneigt ist. Zudem ist natürlich entscheidend, wieviel Sonnen oder Tageslicht auf das Modul fällt. Verschattungen durch Bäume oder andere Häuser reduzieren die Leistung ebenso wie die falsche Himmelsrichtung. Im Norden Deutschlands scheint zudem weniger Sonne und in einem anderen Winkel als im Süden.
Mit dem Photovoltaic Geographical Information System (PVGIS) der EU können Sie für Ihren Standort die erwirtschaftete Leistung der Anlage berechnen. Bei Ausrichtung nach Süden und senkrechter Montage in der Mitte Deutschlands liefert ein 0,6 KWp-Modul bei (einem großzügig angesetzten) Systemverlust von nur 5 % pro Jahr eine Leistung von knapp 460 Kwh.
Wenn man diese Leistung mit dem aktuellen Strompreis pro kWh multipliziert, ergibt sich der Brutto-Gewinn (also ohne Berücksichtigung der Anschaffungskosten etc.) der Solaranlage. Bei angenommenen 0,4 €/kWh spart die Anlage maximal 184 €. Allerdings nur, wenn Sie den kompletten erzeugten Strom auch gleich verbrauchen, denn wie gesagt: produzierter Strom wird nicht gespeichert oder verkauft, sondern senkt nur den Momentanverbrauch eingekauften Stroms.
Voraussetzungen
Neben der Solaranlage mit PV-Modul und Wechselrichter benötigen Sie auch eine Steckdose auf dem Balkon. Fehlt diese, muß sie installiert werden, was zwar auch durch Privatnutzer gemacht werden darf aber hier doch sinnvoller durch einen Elektriker gemacht werden sollte. Dafür sind ca. 100,- € Zusatzkosten anzusetzen. Eine Durchführung des Kabels durch Fensterrahmen verbietet sich, da es keine flachen Kabel gibt und das Kabel dabei extrem beansprucht werden kann.
Bei Mietwohnungen muß der Vermieter die Installation erlauben bzw. wenigstens nicht verbieten. Bei Mieteigentümern haben die anderen Parteien eventuell ein Mitspracherecht. In den meisten Mietverträgen wird das Aufstellen von Geräten (Satellitenanlagen) auf dem Balkon verboten. Löcher in die Außenfassade bohren bedarf ebenfalls einer Erlaubnis. Fragen Sie am besten Ihren Vermieter vorher. Der Vermieter kann zudem eine fachgerechte Installation verlangen. Es ist zwar widersinnig aber diese sieht vor, daß andere Stromstecker (Wieland-Stecker) genutzt werden. Dann muß man die Schuko-Steckdose gegen eine Wieland-Dose tauschen (lassen). Hier fallen vermutlich Zusatzkosten von mehreren Hundert Euro an.
Ihr Stromzähler muß für die Einspeisung geeignet sein. Die Zähler müssen eine Rückeinspeisung in das Stromnetz (gewissermaßen einen Verkauf) verhindern und dürfen den eingespeisten Strom nicht vom bezogenen abziehen. Nicht genutzten Strom schenken Sie also dem Stromanbieter - je mehr Balkonkraftwerke es gibt, deren Leistung beim Aufsteller ungenutzt verpufft, desto weniger muß der Stromlieferant produzieren und er verdient an Ihnen. Klassische Ferraris-Zähler mit der sich drehenden Aluscheibe sind nicht geeignet. Zudem sollte der Zähler nicht über die Funktion always positive verfügen. Dann würde nämlich der nicht verbrauchte selbstproduzierte Strom als Bezug vom Netzanbieter in Rechnung gestellt werden. Auch moderne Zähler oder Smart Meter erfüllen diese Voraussetzung nicht immer. Einen geeigneten Zähler erkennen Sie an dem Symbol für die Rücklaufsperre und das nicht das Symbol always positive vorhanden ist:
und nicht
Sollte Ihr Zähler nicht geeignet sein, müssen Sie den Netzbetreiber mit dem Austausch des Zählers beauftragen. Das muß in den nächsten Jahren sowieso passieren und kostet je nach neuem Zähler maximal 20 € oder 40 € - jeweils pro Jahr (statt der bisherigen etwa 13 €), so wie schon jetzt. Sollten für den Wechsel Umbauarbeiten im Zählerschrank erforderlich sein, fallen weitere Kosten an.
Seit 2024 gibt es die Neuerung, daß der Stromzähler durchaus rückwärts laufen darf. Allerdings nur übergangsweise und nur für vier Monate. Der Messstellenbetreiber muß den Zähler automatisch wechseln, wenn er keine Rückluafsperre besitzt. Dazu ist nur die Registrierung im Marktstammdatenregister notwendig. Der Betreiber erkennt dann selber, ob er aktiv werden muß.
Ihr Strom-Netzbetreiber muß über die Installation der Kleinst-PV-Anlage informiert werden, wozu er ein einfaches Formular bereitstellt. Den Betrieb kann der Netzbetreiber nicht untersagen. Der Netzbetreiber muß nicht auch Ihr Vertragspartner für die Stromrechnung sein. Der Netzbetreiber stellt als Monopolist in einer Region die Technik und auch den Strom bereit. Über Ihren Stromanbieter wird dies abgerechnet. Den Netzbetreiber können Sie als Zahlencode auf Ihrer Stromrechnung ablesen und bei der Bundesnetzagentur ermitteln.
Die Anlage muß im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur kostenlos angemeldet werden.
Fragen Sie Ihre Haftpflichtversicherung, wie weit Schäden abgedeckt sind. Die Anlage kann rein theoretisch einen Brand verursachen oder durch herabfallende Teile Sach- und Personenschäden verursachen.
Material
Sie benötigen einiges an Material. Die Preise sind grobe Orientierungswerte handelsüblicher Durchschnitts-Produkte zum Zeitpunkt, als der Text geschrieben wurde (Ende Oktober 2022). Vor allem die Verfügbarkeit stellt derzeit ein Problem dar.
2 Solarmodule à 380 W |
480 € |
Wechselrichter 600 W |
350 € |
Montagematerial |
250 € (deutlich überteuert, ggf. Eigenbau?) |
Wieland Solar-Geräte Wandsteckdose 3-polig |
40 € |
Solarpanel-Verbindungskabel |
15 € |
Summe |
1.135 € |
Nachtrag: Stiftung Warentest hat 2024 acht Modelle getestet (bis 800 W, was seit Mai 2024 erlaubt ist). Nur eins war gut. Einige Anlagen stören Elektrogeräte empfindlich und sind somit mangelhaft. Das zweitbeste (600 W) kostet etwa 500,- € inkl. Wechselrichter und Montagematerial. Das Nachfolgemodell des Siegers liefert 800 W und kostet mit Wechselrichter aber ohne Montagematerial ca. 430,- Euro. Bei optimaler Südausrichtung (das teure Modell kann nicht gekippt werden, hängt also 90° nach unten) gibt die Stiftung einen Jahresertrag von 585 kWh. Bei Nordausrichtung sind es nur noch 220 kWh.
Fazit
Davon ausgehend, daß die Kosten für die eigene Arbeitszeit nicht einfließen, kann nun betrachtet werden, ob und ab wann die Anschaffungskosten durch die Anlage eingespart werden. Dabei sind die gezeigten eigenen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen:
- Tatsächliche Energieleistung je nach Aufstellungsort
- Anteil der genutzten Leistung
- Anschaffungskosten
- Strompreis des Stromanbieters
Zur Vereinfachung wird oben gezeigte günstige Südausrichtung angenommen. Zudem wird die Alterung und damit einhergehende Minderleistung der Module vernachlässigt. Außerdem soll die über den Tag produzierte Leistung zu 100 % verbraucht werden. Der Strompreis ändert sich nicht und liegt bei 40 Cent/kWh. Eine Verzinsung des Kapitals wird nicht berücksichtigt (es wurde kein Kredit zur Finanzierung aufgenommen).
Der Wert des erzeugten Stroms liegt wie gezeigt bei 184 €/a. Das ergibt 1.135 € / 184 € = 6,2 Jahre nach denen sich die Anlage refinanziert hat. Angenommen, sie wird weitere 4 Jahre betrieben (10 Jahre Gesamtlaufzeit), dann spart sie unterm Strich etwa 736 €. Das ist eine Rendite von etwa 6,5 %/a. Natürlich kann die Anlage auch darüber hinaus genutzt werden. Aber dann sinkt die Leistung weiter ab und die Rechnung muß dies berücksichtigen.
Steigt der Strompreis, ist das gut für Sie, weil dann die Anlage schneller und mehr Gewinn abwirft.
Gehen Sie aber davon aus, daß Sie den Strom maximal zur Hälfte tatsächlich nutzen, weil Sie tagsüber oft nicht zu Hause sind, dann bringt das Balkonkraftwerk gerade einmal 92 €/a Einsparung. Wird zudem eine Verschlechterung der Leistung innerhalb von 15 Jahren auf 80 % einkalkuliert, dann liefert die Anlage in 15 Jahren nur durchschnittlich ca. 77 € Einsparung. Das sind insgesamt nur 1.155 € in 15 Jahren. Die Anlage ist damit im Prinzip unwirtschaftlich.
Eine einfache Kosten-Kalkulation können Sie auf der o. g. Webseite der EU vornehmen: Aktivieren Sie die Option PV-Strompreis und tragen Sie die Kosten für die Anschaffung ein. Erst wenn der dann kalkulierte Wert unten links bei PV Stromkosten [pro KWh] unter den aktuellen Strompreis sinkt oder negativ wird, arbeitet die Anlage über die Lebensdauer hinweg betrachtet wirtschaftlich.
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