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Hochwasser Selbsthilfe: Empfehlungen und Pumpen, wenn der Keller vollgelaufen ist
Als Mitglied der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen beim THW sind wir oft dann im Einsatz, wenn durch Hochwasser aufgrund von Starkregen etc. Flüsse über die Ufer treten und Rückhaltesysteme an die Grenzen kommen bzw. versagen. Die typischen Bilder aus den Medien zeigen dann oft vollgelaufene Keller oder Erdgeschosse. An dieser Stelle möchte ich ein paar Erfahrungen teilen, wie man sich selber helfen kann und worauf zu achten ist - ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Gewähr.
Gefahrenabwehr
Zuerst ist die Frage zu klären, wer zuständig ist. Als klassische Rettungseinheit ist die Feuerwehr örtlich zuständig, Gefahren für Leben und auch Sachwerte abzuwenden. Die Feuerwehr erreicht man im Notfall immer über die Telefonnummer 112.
Danach kommt das Technische Hilfswerk (THW) als Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes. Dieses kann zwar auch privat angefordert werden, wird dann aber i. d. R. kostenpflichtig und ist nicht der Regelfall. Vielmehr fordert die Feuerwehr oder die Polizei bzw. eine Verwaltung das THW zur Amtshilfe an und mit Hilfe der Fachberater wird dann entschieden, welche Aufgabe von welchem Ortsverband übernommen werden kann. Das THW ist dann dem Auftraggeber unterstellt und kann nicht selber über das Einsatzgeschehen oder die Aufgabenverteilung entscheiden. Wird der Katastrophenfall ausgerufen, muß nicht mehr der Auftraggeber die Kosten tragen, sondern der Bund.
Die Polizei ist primär zum Schutz von Objekten und anderen Sicherheitsaufgaben da.
Im Extremfall kann auch die Bundeswehr mobilisiert werden. Diese darf aber im Inland nur unter sehr engen Voraussetzungen eingesetzt werden, damit der Rechtsstaat nicht in Gefahr gerät. Aus diesem Grund sieht man die Soldaten auch fast immer nur Sandsäcke schleppen oder Logistikaufgaben übernehmen (ggf. Hubschrauber zur Rettung).
Grundsätzlich gilt natürlich immer: Jeder ist zur Hilfe verpflichtet, wenn Menschenleben in Gefahr sind
Sichern Sie Beweise der Schäden vor, während und nach dem Ereignis am Besten durch Foto- und Filmaufnahmen mit dem Smartphone und/oder Zeugen.
Selbsthilfe
In gewissen Grenzen ist jeder Bürger auch zur Selbsthilfe verpflichtet. Das bedeutet, daß man sich selbst eine Weile versorgen kann (Essen, Wasser, Wärme, Strom usw.) bzw. ohne auskommen muß. Es ist kaum möglich, konkrete Grenzen festzulegen. Im Notfall sollte man immer die Feuerwehr über 112 anrufen und die Notlage schildern (bzw. Polizei: 110). Bei Großereignissen kann es aber sein, daß die Leitstellen stark frequentiert sind und die Priorisierung von Einsätzen dazu führt, daß man bei kleinen Problemen erst einmal auf Einsatzkräfte warten muß. An dieser Stelle wird die Selbsthilfe wichtig und vor allem: vorbereitet zu sein. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) informiert darüber, was Sie präventiv unternehmen sollten und wie Sie sich vorbereiten und schützen können.
Hochwasser ist ein Ereignis, bei dem schnell hohe Sachwerte auf dem Spiel stehen. Es ist verständlich, daß bei in Gebäude eintretendem Wasser Hilfe gewünscht ist. Allerdings liegt gerade hier die Schwelle für den Eigenschutz recht hoch. Die Einsatzkräfte sind aufgrund der großen Flächen und extremen Bedrohungen an einzelnen Punkten (Deiche, Talsperren, Kulturgüter) und der vorrangigen Menschen- und Tierrettung (beides hat Vorrang vor Sachwerten) stark gebunden und können gar nicht zu jedem einzelnen Objekt kommen, um dort Sachwerte zu schützen. Außerdem muß vor allem die (sehr oft freiwillig organisierte) Feuerwehr noch den Brandschutz und die medizinische Hilfe sicherstellen, so daß gar nicht alle Fahrzeuge und Helfer zur Hochwasserbekämpfung abgestellt werden können. Wenn es also nur um Sachwerte geht, sind sie vermutlich erst einmal auf sich selbst gestellt. Bei Gefahr für Leben rufen Sie die 112 an und es wird sicher auch schnellstmöglich geholfen.
Ein weiterer Aspekt ist, daß die Rettungskräfte bei vollgelaufenen Gebäuden nur im Rahmen der Gefahrenabwehr helfen können. Das bedeutet, daß die Sicherung des Gebäudes sicherstellt aber nicht jeder Schaden abgewendet werden kann. Konkret heißt das, daß oft erst ab einer Wasserhöhe von etwa 20 cm mit Pumparbeiten begonnen wird und auch keine Trockenlegung erfolgt, sondern ca. 5 cm bis 10 cm Wasser stehen bleiben werden. Das restliche Wasser müssen Sie immer selbst entfernen oder von einer Fachfirma aufnehmen lassen.
Dies liegt in der Bauart der Pumpen begründet, die dafür konzipiert sind, große und stark verschmutzte Wassermassen schnell zu fördern und deshalb einen gewissen Wasserstand zum Ansaugen des Wassers benötigen. Im sogenannten Schlürfbetrieb (mehr Luft als Wasser wird angesaugt) fördern die Pumpen kein Wasser und gehen aufgrund der fehlenden Kühlung (kein durchströmendes Wasser) sogar kaputt. Natürlich kann i. d. R. auch nicht darauf gewartet werden, daß wieder ausreichend Wasser nachgesickert ist. Zudem muß das Wasser irgendwo hin gepumpt werden, was nur möglich ist, wenn eine (funktionsfähige) Kanalisation oder trockene Gebiete nahe erreichbar sind.
Wichtig ist natürlich, das Konzept zur Selbsthilfe an die örtlichen und baulichen Gegebenheiten anzupassen. Die Statik eines Einfamilienhauses kann durch aufsteigendes Grundwasser stark beeinträchtigt werden. Eventuell schwimmt der ganze Hauskörper auf, wenn ein voller Keller komplett leer gepumpt wird. Auch wenn dadurch die Wände noch feuchter werden: belassen Sie lieber ca. 40 cm Wasser im Keller, bis die Gefahr beseitigt und das Erdreich wieder trocken ist, also der Grundwasserspiegel unterhalb der Bodenplatte liegt.
Vorsorge
Auf Hochwasser kann man sich gut vorbereiten, es kommt oft nicht überraschend (nach Starkregen, Schneeschmelze) und Gefahrengebiete sind bekannt. Offizielle Warn-Apps wie NINA informieren Sie meistens frühzeitig. Häuser, die in ehemaligen Hochwasserschutzgebieten (Überschwemmungsgebiete, Auen) gebaut wurden, sind natürlich stark gefährdet. Auch ein geringer Abstand zum Grundwasser ist problematisch oder Nähe zu (selbst kleinen) Wasserläufen. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) bietet eine Hochwasserkarte, die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisiko-Karten zeigt. Regional gibt es weitere Karten und Gefahrenabschätzungen.
Wichtig ist, daß man sich vorher das Material besorgt, denn im Notfall ist es zu spät, Wochenende und die Nachfrage auch überregional hoch, was nicht nur die Preise hebt, sondern auch die Verfügbarkeit senkt.
Betrachtet man die Ausgaben für Kauf/Miete, Unterhalt usw. für ein Eigenheim, sind die Kosten für Vorsorgemaßnahmen sehr gering. Bei Miethäusern ist es Aufgabe des Besitzers, sich um die Beseitigung der Schäden und eventuelle Vorsorgemaßnahmen zu kümmern.
Oft helfen schon kleine Maßnahmen, schlimme Folgen zu vermeiden: Stellen Sie elektrische Geräte wie Waschmaschinen etwas erhöht auf (z. B. auf eine Europalette) und verlegen Sie keine Steckdosen am Boden. Der Boden sollte bis zu einer Höhe von etwa 20 cm möglichst immer frei bleiben (Regale nutzen). Schutzausstattung sollte leicht zugänglich sein und nicht in gefährdeten Bereichen lagern. Wasser schädigt schon nach kurzer Zeit die Einbauten wie Laminat, Bodenfliesen und Türen, weshalb einfacher Estrich, billiger Teppich und Metalltüren eventuell nicht schön aber im Keller vernünftiger sind.
Eigenschutz
Hochwasser ist gefährlich und hat nichts mit dem Badespaß im Schwimmbad gemein. Betreten und befahren Sie niemals Wasserflächen, deren Grund sie nicht sehen. Öffnungen (aufgeschwemmte Schachtdeckel) können tödliche Fallen sein. Wasserströmung wird schnell unterschätzt: Schon Knöchelhohes Wasser kann einen fortreißen. Mitgeschwemmtes Treibgut kann Sie treffen.
Tragen Sie möglichst immer eine Schwimmweste (ab ca. 40 €) und nutzen Sie ein langes, stabiles Seil (im Idealfall mit einem einfachen Auffanggurt ab ca. 50 €) oder eine sich nicht zuziehenden Schlaufe unter den Achseln), das Sie an einem Festpunkt anschlagen oder halten lassen. Tragen Sie eine (KFZ-) Warnweste, damit man sie im Notfall besser entdecken kann.
Türen lassen sich nicht gegen höher stehendes Wasser aufdrücken/-ziehen und können zur Falle werden. Verkeilen Sie Türen, so daß wenigstens ein Spalt zuverlässig offen bleibt und der Wasserpegel sich ausgleichen kann. Erkunden Sie Räume oder Gebiete niemals alleine.
Gefahr durch Strom und Verunreinigung
Hochwasser bringt weitere Gefahren mit sich. Wasser leitet Strom und kann zu einem tödlichen Stromschlag führen. Solange das Wasser nicht die Höhe der Wandsteckdosen erreicht und auch keine Steckdosen oder Anschlüsse auf dem Boden bzw. im Wasser liegen, ist die Gefahr gering. In den meisten Fällen wird die Haussicherung auslösen, wenn Wasser mit Strom in Berührung kommt. Darauf darf man sich aber nicht verlassen. Sicherer ist es, immer die Sicherungen auszuschalten - vorausgesetzt sie befinden sich nicht im überfluteten Bereich. Wenn möglich, schalten Sie die Sicherungen für die Kellerräume bereits vor der Überschwemmung aus. Bei Unsicherheit muß der Stromversorger benachrichtigt werden, so daß dieser das ganze Haus bzw. die Gegend freischaltet.
Gummistiefel oder Wathosen bieten keinen Schutz vor elektrischem Strom. Schon kleine Schwachstellen im Material können ausreichen, Strom fließen zu lassen. Allerdings kann man für sich selbst überlegen, ob man das Risiko eingehen will, denn rein theoretisch ist Gummi ein guter Isolator. Auf der sicheren Seite sind sie mit speziellen Gummistiefeln für Elektriker (bspw. Dunlop Acifort safety High Voltage für etwa 100 €).
Fäkalien aus übergelaufenen Gruben, Bauernhöfen und Abwasserrohren sind gesundheitsgefährdend. Eine gute Hygiene ist wichtig: desinfizieren Sie nach jedem Kontakt die Hände usw. Beachten Sie Hinweise der Wasserbetriebe, ob das Trinkwasser freigegeben ist. Im Zweifelsfall kochen Sie es ab. Schränken Sie auch den Eigenverbrauch (Duschen, Reinigung etc.) ein, um die Abwassersysteme zu entlasten.
Ausgetretenes Heizöl und Benzin ist ebenfalls gesundheitsgefährdend und Benzin kann in größeren Mengen auch auf Waser brennen. Einfache Schmutzwasserpumpen dürfen kein mit Benzin verunreinigtes Wasser fördern (Heizöl ist meistens weniger kritisch). Informieren Sie die Stadtwerke über größere Mengen, um Umweltschäden klein halten zu können.
Sandsäcke
Mit Sandsäcken (ca. 30 cm × 60 cm) läßt sich Wasser im Groben zurückhalten - sie sind aber niemals vollständig abdichtend. Sie eignen sich gut, um an Bächen Deiche zu bauen oder Türen und Kellerfenster/Öffnungen vor Wasserdruck zu schützen. Eine stabile Bauplane kann zusätzlich zum Abdichten genutzt werden. Die Säcke werden mit Sand-Kies-Gemisch zu etwa 50 % (ca. 10 kg/6 l) gefüllt und dann umgeschlagen oder zugebunden. Im Ziegelverbund und leicht festgetreten werden sie verlegt. Sandsäcke und Sand wird im Katastrophenfall oft von der Feuerwehr oder dem Bauhof zur Selbstfüllung und Abholung bereitgestellt. Hier kann man auch gerne beim Füllen mithelfen. Oft gehen die Säcke eher zur Neige als der Sand, so daß es ratsam ist, einen eigenen Vorrat an leeren Säcken zu besitzen, der für die geplanten Maßnahmen ausreicht. Säcke aus Jute (ca. 1,20 € ab 100 Stück) verrotten besser, wenn sie nach dem Einsatz im Gelände liegen bleiben und rutschen weniger im Verbau. Plastiksäcke sind günstiger (ca. 0,70 € ab 100 Stück) und länger lagerfähig.
Pumpen
Zu den häufigsten Selbsthilfemitteln zählen elektrische Tauchpumpen (TP) oder Schmutzwasserpumpen (SP) für 230 V. Einleitend kann man schon mal sagen, daß sämtliche Modelle aus dem Baumarkt ungeeignet sind. Die Werbung dazu zeigt zwar oft maskuline Bauarbeiter in der Grube damit arbeiten aber in der Praxis sind diese Geräte lediglich Garten- und Teichpumpen für geringe Förderhöhen im Bereich von maximal einem Meter und sehr geringen Fördermengen.
Bei Pumpen für Hochwasser gibt es einige Werte, die den Unterschied machen:
- Fördermenge
- Ausgangsdruck/Förderhöhe
- minimaler Wasserpegel
- Korndurchlaß
- Betriebsdauer
- Automatikbetrieb
Ein Automatikbetrieb ist praktisch, wenn nachströmendes Wasser regelmäßig entfernt werden soll. Ein Schwimmer liegt dazu auf dem Boden und wird vom Wasser angehoben, was die Pumpe starten läßt. Sinkt der Schwimmer, schaltet die Pumpe ab. Die externen Kästchen in größe etwa einer Zigarettenschachtel mit Kabel zur Pumpe sind unempfindlicher gegenüber Verschmutzung als integrierte Schwimmer. Ohne Automatik werden die meisten Pumpen durch den Netzstecker ein- und ausgeschaltet.
Die Betriebsdauer wird in den meisten Fällen nicht konkret angegeben. Sie hängt auch von der Förderhöhe und der Wassertemperatur ab, da das durchströmende Wasser die Pumpe kühlt. Ein Thermoschalter verhindert Überhitzungen. In Anleitungen steht dann vielleicht etwas wie "das Gerät ist nicht für den ununterbrochenen Pumpbetrieb [...] geeignet" (Anleitung Kärcher Schmutzwasserpumpe SP 1 ). Was auch immer das bedeutet: in der Regel schalten sich die Pumpen schon nach relativ kurzer Zeit ab. Ist dann der Keller noch nicht leer oder es läuft nach, hilft die Pumpe nicht weiter. Professionelle Pumpen können tagelang laufen.
Der Korndurchlaß gibt an, wie groß Schmutzpartikel sein dürfen, um durch die Pumpe gefördert zu werden. Meistens befindet sich ein Schutzkorb um den Einlauf, der größere Teile fern hält. Ist der Filter zu fein, setzt er sich schnell zu. Nicht jede Pumpe ist geeignet, Fäkalien zu befördern. Hier ist ein Blick ins Datenblatt vorab notwenig. Je größer der Korndurchlaß, desto unkritischer sind Verschmutzungen im Wasser.
Der minimale Wasserpegel wird oft auch als maximale Flachabsaugung bezeichnet und gibt an, bis zu welchem Pegel die Pumpe Wasser ansaugen kann. Alles unter 10 mm ist schon sehr gut. In den meisten Fällen erreichen Sie in der Praxis keine so geringe Wasserhöhe. Hier hilft dann nur ein separater Naßsauger, mit dem Sie den Boden wirklich wischtrocken bekommen.
Die Fördermenge wird in Liter pro Stunde, pro Minute oder auch als Qubikmeter pro Stunde angegeben - je nachdem, was sich besser anhört. Die gängige Einheit der Hilfskräfte ist l/min, wobei 800 l/min als Minimalwert bei der Feuerwehr gilt und das THW eher im Bereich 3.000 l/min mit einer Elektropumpe erreicht. Für den privaten Keller werden es etwa 200 l/min sein. Ein Raum mit 5 m × 5 m und einem Pegel von 20 cm faßt 5 m³ (5.000 l) Wasser. Bei 200 l/min dauert der Einsatz also rechnerisch 25 Minuten.
Das wichtigste Kriterium ist allerdings der Ausgangsdruck bzw. die Förderhöhe: damit wird angegeben, wie hoch die Pumpe das Wasser drücken kann. Grundsätzlich handelt es sich dabei eher um Phantasiewerte als um harte Fakten. Die Werte werden unter Idealbedingungen ermittelt, die so nicht anzutreffen sind. Der Ausgangsdruck wird in der Einheit Bar angegeben: 0,1 bar entsprechen einer Förderhöhe von 1 m. Der Wert gilt zwischen Wasseroberkante bis Auslaß - bei sinkendem Pegel ist also mehr Druck notwendig, da der Abstand zum Auslaß größer wird. Erheblichen Einfluß auf den Druck hat aber auch der Schlauchmaterial: Je kleiner der Durchmesser, desto größere Reibungsverluste treten auf und Knicke etc. wirken sich extrem negativ aus.
Bei einem typischen Gartenschlauch mit 13 mm (1") Durchmesser treten auf 10 m Länge und einem Volumenstrom von 200 l/min schon etwa 37 bar Druckverlust auf (ein Wasserhahn liefert etwa 15 l/min, was ca. 0,34 bar Reibungsverlust bei 10 m bedeutet). Kleinere Schmutzwasserpumpen nutzen einen Anschluß mit 39,25 mm (G 1 1/4") Innendurchmesser, wodurch sich ein Verlust von nur noch 0,17 bar ergibt (200 l/min, 10 m). Aber auch das bedeutet, daß von der angegebenen Pumpennennleistung schon 1,7 m Höhe abgezogen werden müssen. Sie müssen also auf jeden Fall die Höhendifferenz zwischen Kellerboden und Straßenniveau möglichst genau ermitteln und den Wert (Meter) durch 10 dividieren, um den minimal notwendigen Ausgangsdruck in bar zu berechnen. Zu diesem Wert addieren Sie den Reibungsverlust des Schlauchs, Abhängig von Volumenstrom und Länge. Dies können Sie online berechnen (Rohr-Rauigkeitswert ca. 0,0016 mm). Pauschal gesagt, sollte die Pumpe bei der gewünschten Fördermenge mindestens 0,8 bar laut Hersteller liefern (20 m mit 0,34 bar Schlauchverlust und 4 m Höhe Kellerboden-Straße).
Seriöse Hersteller veröffentlichen eine Pumpenkennlinie, aus der Sie ablesen können, welche Wassermenge bei unterschiedlichen Ausgangshöhen geliefert werden kann (ohne Berücksichtigung der Verluste durch Schlauchleitungen). Die abgebildete Kennlinie der Kellerpumpen von MAST zeigt, daß die K5S bei einer Förderhöhe von 3 m (0,3 bar) etwa 280 l/min schafft. Bei 0,8 bar sind es nur noch ungefähr 110 l/min.
Bei Gardena wird auf eine detaillierte Kennlinie verzichtet, was vermutlich dem besseren Verständnis dienen soll, allerdings im oberen Bereich eine Lücke läßt. Die Angaben sind aber ebenso nutzbar: bei 0,6 bar sind es 167 l/min und bei 0,8 bar werden es nur noch ca. 90 l/min sein.
Eine Kärcher SP17000 schafft die tolle Nennleistung aus der Typenbezeichnung lediglich bei unter einem Meter Förderhöhe. Bei 0,8 bar schafft sie nur noch ca. 3500 l/h, was gerade einmal 58 l/min entspricht.
Bietet der Hersteller keine Kennlinie an, sollten Sie die Pumpe nicht kaufen!
Bauartbedingt sind leistungsfähige Pumpen darauf angewiesen, reichlich Wasser zur Verfügung zu haben. Sie müssen dazu mit dem gesamten Ansaugsieb im Wasser stehen, was in etwa 50 mm sein werden (siehe Datenblatt). Eine Flachabsaugung ist damit nicht möglich und Sie benötigen eine zweite Pumpe für die restlichen Zentimeter und/oder einen Flachsauger wie sie im Baumarkt angeboten werden.
Eine Kaufempfehlung kann und will ich hier nicht geben. Da im Baumarkt etc. die Hersteller professioneller Pumpen nicht vertreten sind, sind diese eher unbekannt aber die erste Wahl. Eine Auswahl:
- Mast gehört zu den renommierten Herstellern von Pumpen für Profis und die K5 (0,81 kW) ist extra für den Heimanwender konzipiert. Wunder darf man nicht erwarten (120 m² zu 50 cm überfluteter Keller dauern bei 0,8 bar ungefähr neun Stunden) und vor allem, wenn Wasser weiterhin nachströmt, wird sie an ihre Grenzen kommen. Als Set (ohne Automatik) gibt es sie für etwa 550 € mit Schlauchadapter und 10 m Druckschlauch mit C-Storzkupplung, wie sie auch die Feuerwehr benutzt.
- Von Sulzer gibt es die J 4 (0,45 kW) für um die 600 €. Sie bietet standardmäßig einen Schwimmschalter für Automatikbetrieb, kann allerdings nur bis zu einem Pegel von etwa 76 mm im Dauerbetrieb absaugen. Bei den hier exemplarisch angesetzten 0,8 bar liefert sie ca. 160 l/min.
- Die Flygt Ready 4 (ohne "L", 0,62 kW) von Xylem (ehem. ITT) liefert 130 l/min bei 0,8 bar und kostet etwa 800 € mit optionalem Schwimmerschalter. Zur minimalen Wasserhöhe gibt der Hersteller nichts an, sie dürfte aber im üblichen Bereich bei um die 50 mm liegen.
- In die Semi-Profi-Liga steigen Sie mit der Tegernsee TP 4/1 (1,8 kW) von Spechtenhäuser ein (ca. 2.300 €). Bei 0,8 bar schafft sie 450 l/min und bietet dann noch reichlich Leistungsreserven und eine sehr flache Ansaugung "auf wenige Millimeter". Fäkalien und Fremdstoffe sind kein Problem. Die Ausgabe lohnt sich, wenn Sie öfter mit Hochwasser zu kämpfen haben oder eine wirklich leistungsfähige und zuverlässige Lösung suchen, die schnell sichtbare Ergebnisse liefert.
Zusätzlich müssen Sie bei den meisten Pumpen noch einen Schlauchadapter und die Schläuche kaufen: empfehlenswert ist ein druckstabiler Saugschlauch (Spiralschlauch, der seine runde Form auch ohne Füllung beibehält) von ein paar Metern direkt an der Pumpe (3 m ca. 80 €) und dann ein gewöhnlicher (Feuerwehr-) Druckschlauch (10 m ca. 50 €) - alles mit Storz-B oder C-Kupplung (je nach Pumpenmodell). Zum leichten kuppeln sind zwei Kupplungsschlüssel B/C (ca. 15 €) anzuraten - für C-Storz sind sie nicht erforderlich).
Die Pumpen werden möglichst am tiefsten Punkt im Keller aufgestellt. In alten Gebäuden gibt es dazu sogar manchmal einen Pumpensumpf: ein kleiner Schacht in den das Wasser zusammenläuft, was besonders effektiv ist und den Boden restlos entwässert - auch ohne Flachabsaugung. Die Pumpen sind voll tauchfähig (maximale Tiefe siehe Datenblatt). Wird die Pumpe in einem freien Gewässer genutzt, ist sie unbedingt mit einem stabilen Seil zu sichern. Dieses kann auch genutzt werden, um die Pumpe abzulassen oder zu verrücken. Niemals darf an der Anschlußleitung gezogen werden. Der Wasserschlauch muß knickfrei verlegt werden.
Die Stromversorgung muß aus einer Steckdose im trockenen
Bereich erfolgen. Eine 40 m Kabeltrommel (immer komplett abrollen!) mit ausreichend dimensioniertem Kabeldurchschnitt (min. 3.000 W) ist hilfreich, wenn der Strom vom Nachbarn oder einem Generator bezogen werden muß (um die 80 €). Die Anschaffung eines eigenen Stromgenerators kann durchaus sinnvoll sein. Er sollte Benzinbetrieben sein (Reserve-Kanister bereit halten) und mindestens 2.500 Watt (2,5 kW) Dauerleistung abgeben können (bzw. mindestens so viel, wie Ihre Pumpe benötigt). Derartige Geräte gibt es für unter 400 Euro. Lassen Sie sich nicht von der Maximalleistung oder gar der Motorleistung blenden). An den meisten Geräten können Sie keinen Fernseher betreiben aber sie können Wasser kochen, Handy aufladen, Licht oder eine kleine Elektroheizung (ebenfalls sinnvolle Notfallvorsorge-Anschaffung) betreiben.
Aufräumen
Nach dem Einsatz kommt die Trockenlegung. Die Wände und der Bode müssen komplett entfeuchtet werden. Dazu müssen Sie mit großen Elektroheizgeräten oder Gasheizern (30 kW und mehr) tagelang die Räume beheizen, was viel Energieeinsatz bedeutet (ggf. Zählerstände für die Versicherung protokollieren). Spezielle Bautrockner sind deutlich teurer, arbeiten aber sparsamer, weil sie wie eine Klimaanlage die Feuchtigkeit über einen Kompressor entziehen und das Kondenswasser sammeln. Besser ist es, eine Spezialfirma zu beauftragen.
Eventuell muß auch ein Statiker die Sicherheit des Gebäudes prüfen.
Helfen Sie mit
Wenn Sie schon mal betroffen waren, wissen Sie, wie viel wertvolle Hilfe die freiwillige Feuerwehr und das Technische Hilfswerk leisten. Dort arbeiten ehrenamtliche Kräfte in ihrer Freizeit. Auch Sie können mitmachen und sich aktiv engagieren oder Spenden.
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