www.blafusel.de

  Home  |   Privat  |   Impressum  |   Bücher  |   Computer  |   Mikrocontroller  |   Misc  |   OBD  |   Forum

Party-Fotoautomat

Party-Fotoautomat

Fotoboxen und Fotokabinen im Stil alter Paßfotoautomaten gehören auf Partys und Events längst zur gängigen Unterhaltung: Der Gast wählt aus ein paar Dekoartikeln, die nicht einmal am Ballermann angemessen sind und läßt sich Grimassenziehend fotografieren. Das Bild wird sofort ausgedruckt oder digital verschickt und bleibt eine Erinnerung an den Tag.

Für die diesjährige Maker Faire bot ich an, eine solche Fotobox zu bauen. Als Besonderheit soll sie mit Schwarzlicht (nicht zu Verwechseln mit UV-Licht) ausgeleuchtet sein. Das führt zu psychedelischen Leuchteffekten bei weißen Textilien, einigen Kunststoffen und retroreflektierenden Objekten. Durch eine Auswahl an Accessoires kann sich der Gast je nach Wunsch kostümieren. Passendes Zubehör bekommt man bei Schwarzlicht-Speziallisten im Web oder man geht mit einer Schwarzlicht-Taschenlampe auf Shoppingtour in einschlägigen Ein-Euro-Läden. Es gibt auch leuchtende Farben und Schminke, wobei bei letzterer Vorsicht angeraten ist, denn ob diese wirklich hautverträglich ist und keine Allergien auslöst, sollte man nicht auf einem Event mit fremden Leuten ausprobieren.

Die Fotobox soll auf einer Europalette stehen, damit sie sich leicht transportieren läßt und sicher steht. Sie besteht aus drei Wändern, einem Dach und einem Eingang, der durch lichtundurchlässigen Stoff eine Abdunkelung ermöglicht. Molton wäre ideal, ist aber etwas teuer. Stattdessen wurde Ersatz-Molton gekauft, der angeblich genauso gut sein soll aber auch Kunstfaser enthält. Wie sich zeigt, ist er ganz und gar nicht blickdicht - aber zum Glück war die Mindestbestellmenge so groß, daß mehrere Lagen verwendet werden konnten.
Party-Fotoautomat Im Inneren sind zwei Schwarzlicht-Neonröhren, eine Sitzmöglichkeit, ein variabler Hintergrund sowie ein Bildschirm mit Kamera für die Aufnahmen. Die Wahl fiel bewußt auf klassische Neonröhren und nicht auf LEDs. Diese sind nicht wirklich billiger aber deutlich weniger hell.
Gesteuert werden die Aufnahmen von Außen über einen Laptop, an den die Webcam und der Monitor angeschlossen sind. Dort kann der Besucher aus drei aufgenommenen Bildern eins auswählen und es wird ausgedruckt. In das Bild wird in eine Ecke ein Logo der Veranstaltung eingebunden. Das ginge auch alles automatisch über einen Touch-Display im Inneren aber das führt vermutlich zu einer langen Verweildauer in der Kabine und ist für die zahlreichen Kinder, die die Messe besuchen, zu kompliziert. Durch die externe manuelle Bearbeitung durch einen Mitarbeiter, kann der Vorgang beschleunigt werden. Bei der Maker Faire ist der Service kostenlos und es wird damit gerechnet, daß sich eine Schlange wartender bilden wird. Wie sich zeigte, ließ die Nachfrage nicht nach und in zwei Messetagen wurden über 400 Fotos ausgedruckt - etwa alle zwei Minuten eine Session mit je einem Ausdruck.

Für den Ausdruck wird ein spezieller Fotodrucker benötigt, der hochwertiges Papier in Qualität von Fotoabzügen nutzt und schnell genug ist. Solche Drucker nutzen spezielle Thermo-Transferfolien für die Farbe. Die Drucker sind relativ teuer und benötigen spezielle Mediasets (Papier und Farbfolie) - aber dafür sind die Ausdrucke mit etwa 10-20 Cent gar nicht so teuer und vor allem dauert es nur ca. 15 Sekunden auf richtigem Fotopapier. Die Entscheidung fiel auf den CITIZEN CZ-01 für etwa 600,- €.
Beim Laptop ist etwas Vorsicht zu wahren. Ich habe einen sehr billigen gekauft und nicht gedacht, daß der zu schwach auf der Brust ist. Auf meinem PC lief bei der Entwicklung die Software absolut verzögerungsfrei aber auf dem Laptop (der nichts weiter macht) ruckelt das Bild auf dem Display etwas.

In der Fotokabine wird eine Webcam (Logitech HD Pro C920) und ein 5-Zoll-TFT mit HDMI-Eingang (HDMI LCD (B) von Waveshare) genutzt. Die Touchfunktion des Displays wird nicht genutzt. Über ein HDMI-Kabel ist es mit dem Laptop verbunden und dient diesem als zweiter Bildschirm auf den die Windows-Oberfläche erweitert wird. Das ganze hätte auch mit einem Raspberry aufgebaut werden können aber ein Laptop ist nicht teurer und vor allem gibt es keine Probleme mit dem Druckertreiber oder der Bedienung (durch Unix-fremde Leute) und er ist verfügbar, was bei Raspis derzeit nicht der Fall ist.

Photobooth eigene Software Es gibt spezielle Programme für Fotoboxen. Nach einer kurzen Recherche ergab sich aber, daß alle kostenpflichtig sind und/oder nicht die Funktionen bieten, die ich mir vorstellte: merere Aufnahmen, Timer, extra Display. Also programmierte ich mit Visual Studio selbst eine Anwendung (etwas mit heißer Nadel) in VB.net. Das Programm startet die Webcam und zeigt auf dem extra Display einen Timer vor der ersten Aufnahme. Dann werden drei Fotos mit etwas zeitlichem Abstand aufgenommen und in einem Dateiordner abgelegt. Das Logo kann vorab in der Programmoberfläche geladen werden und wird dann in der Ecke eingefügt. Das Programm nistet sich auf dem Hauptbildschirm oben rechts ein, so daß der rechte Teil (800 Pixel) mit der Vorschau auf dem zweiten Bildschirm - dem LCD in der Kabine - gezeigt wird. Der Bediener startet eine Sitzung und öffnet dann die Bilder im Dateiexplorer zur Auswahl und zum Ausdrucken.


Photobooth Holzaufbau Zusammen mit dem Baumeterial, der Technik und Deko ergeben sich Kosten von etwa € 1.500,-

Die Fotobox wird aus drei Holzplatten (15 mm OSB) für die Wände (Höhe: 200 cm) und dem Dach konstruiert. Zwei schmale Bretter rahmen den Eingang (ca. 65 cm breit) ein. Die Grundfläche beträgt beim Muster 100 cm × 75 cm. Besser wäre eine Breite von nur 65-70 cm, damit auch die Seiten zuverlässig innerhalb des Palettenumriß stehen und so beim Transport geschützt sind.

Die Spalten in der Palette werden mit Leisten gefüllt, damit keiner stolpert. Hier kann auch eine dünne Holzplatte für einen glatten Boden aufgelegt werden. Auf den Boden werden Leisten geschraubt, an denen die Wände angeschraubt werden. Alle Holzverbindungen sollten zusätzlich mit Holzleim befestigt werden, um mehr Stabilität zu erreichen.


Photobooth Licht und Webcam Photobooth Sitzbank Auf der einen schmalen Seite wird aus einem glatten, beschichteten Brett eine Sitzbank gebaut. Gegenüber wird die Kamera mit dem LCD montiert und links und rechts davon zwei Halter für Nenonröhren. Beim Kauf ist darauf zu achten, daß sie für die 120 cm Röhren geeignet sind und kein Starter für LED-Röhren verbaut ist. Zwei Doppelröhrenhalter inklusive weißer Röhren waren billiger, als einzelne Halter.


Photobooth Hintergrund Hinter dem Sitz wurde ein Stoff mit psychedelischen Muster, welches mit speziellen Schwarzlichtfarben gedruckt wurde (Aliexpress: "Fluoreszierende Tapisserie"), auf das Holz als Hintergrund geklebt. Ein weiteres Tuch mit anderem Muster wurde an einer selbst gebauten Gardinenstange aufgehängt, so daß der Besucher wählen kann.

Photobooth Aufhängung Gardinenstange Photobooth Aufhängung Gardinenstange


Für die zwei schmalen Außenwände wurden in einer Online-Druckerei zwei Planen mit passendem Makey-Motiv bestellt und mit Sprühkleber befestigt. Am Eingang wurde der schwarze Stoff überlappend hängend entlang der oberen Kante zweimal um eine kleine Leiste gewickelt, um eine gleichmäßige Lastverteilung zu erreichen, so daß die Leiste festgeschraubt werden konnte.
Die Kabel für USB, HDMI und das Netzkabel der Neonröhren ist nach außen geführt.