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zonak

Rundreise durch Frankreich 2000

Seit Wochen freuten wir uns schon auf diesen Tag Anfang September: Endlich sollte es mal wieder losgehen und M. und ich starteten zu unserer Reise quer durch Frankreich. Auf der Reiseroute lagen diesmal Orte, die wir auf unseren letzten Reisen nicht oder nur zu kurz gesehen hatten. So wollten wir wieder nach Paris und endlich auch unsere Kanu-Tour in der Ardèche machen, die schon seit Jahren wartet.



Citadelle in Vouziers Citadelle in Vouziers

Mittwochs starten wir von Koblenz aus, wo wir zuvor Station gemacht hatten und nehmen die Autobahn Richtung Trier nach Luxenburg. Aus früheren Fahrten nach Trier weiß ich noch, daß man in Luxenburg billiger tanken kann als in Deutschland oder Frankreich und so suchen wir die große Tankmeile in Wasserbillig auf (nicht an der Autobahn!). Hier reihen sich zig Tankstellen nacheinander auf, die nur darauf warten den Reisenden billif Sprit, Kaffee und Zigaretten zu verkaufen. Außerdem tauschen wir auch gleich einen Großteil unserer Reisekasse in Franc um, denn zu Hause wollte die Bank dafür DM 30,- Gebühren von uns und hier ist es so gut wie umsonst und der Kurs ist äußerst fair - einzig die Örtlichkeit ist zuerst etwas befremdlich: Im Tankstellenbüro wird zuerst in Luxenburgische Franc umgerechnet und dann in Französische. Weiter geht's nach Frankreich Richtung Reims. Zwischendurch besuchen wir in Vouziers bei strömendem Regen noch die weit sichtbare Citadelle mit Ihren beeindruckenden Festungswällen und dem alten Dorfkern.

Rund um Reims finden wir aufgrund der schlechten Witterung und mangelnder Ausschilderung nicht die gewohnte Autobahn-alternativ-Route und sehen uns gezwungen für ein paar Meter pèage zu berappen, denn die letzte freie Ausfahrt verpassen wir auch noch. Gegen Abend kommen wir dann in Paris an und fahren zielstrebig zum Campingplatz im Bois de Boulogne. Auf dem uns schon bekannten ungemütlichen Platz stellen wir uns neben andere Camper und nutzen die kurze Regenpause um an der Seine entlangzubummeln.

Arc de Triomphe Arc de Triomphe

Da wir die nächste Nacht nicht wieder hier übernachten wollen, suchen wir uns außerhalb im Bois der Boulogne einen Parkplatz und laufen zu Fuß vom Triumphbogen die Prachtstraße entlang um uns von den üppigen Geschätsauslagen beeindrucken zu lassen. Quer durch den Jardin des Tuileries wollen wir uns diesmal mehr Zeit für den Louvre nehmen und besichtigen ausgiebig die umfangreiche Kunstsammlung, wobei ich nach unzähligen Heiligenbildern doch müde werde und angesichts der teilweise bunt zusammengewürfelten Artefakte aus vielen Kulturen wir uns über die frische Luft draußen freuen.

La Grand Arche La Grand Arche

Für die Nacht machen wir uns im Westen Paris auf die Suche nach einem Campingplatz und landen wider Willen doch auf dem, den wir eigentlich meiden wollten, da wir beim letzten Besuch so schlechte Erfahrung mit der nahen Eisenbahn gemacht hatten. Da es allerdings schon sehr spät im Jahr ist, können wir uns einen Platz weit von den Gleisen entfernt suchen und so verbringen wir eine ruhige Nacht.
Wieder in Paris lenken wir unsere Schritte diesmal in Neuland und entgegen der gestrigen Richtung in das Neubaugebiet La Défense. Wie in einem postsozialistischen Alptraum wurden hier in mehreren Ebenen Büro- und Wohnflächen geschaffen. In der unteren Ebene windet sich ein unübersichtliches Knäul aus Straßen, welches eine Ebene höher durch (nervig klappernde) Gehwegplatten überdeckt wird. Derart vom Verkehr getrennt kann der Fußgänger allerdings einen schönen Blick über die Achse La Défende - Arc de Triomphe - Louvre nehmen und alle Sehenwürdigkeiten der Stadt sind bei guter Sicht zu betrachten.

La Défense La Défense

Der von weitem noch klein wirkende neue Triumphbogen wirkt erstaunlich gigantisch, sobald man zu seinen Füßen steht. Gegen den üblichen Obolus kann man sogar noch hinauffahren, wobei wir bezweifeln, daß die Sicht wesentlich besser wäre als von hier unten und so nutzen wir die Zeit für einen Bummel durch das gigantische Einkaufszentrum gleich nebenan.

Kathedrale in Orléans Kathedrale in Orléans

Da das schlechte Wetter uns nicht gerade zum verweilen einläd und wir etwas unruhig werden, machen wir uns auf die Weiterfahrt. Nach einem kleinen Abenteuerurlaub über die Stadtautobahn erreichen wir die beschauliche N20 Richtung Orléans, wo wir auf den Spuren von Johanna wandeln und die gewaltige historische Kathedrale besuchen.

Tanken in Clermont-Ferrand Tanken in Clermont-Ferrand

Nachdem wir in Lamotte Beuvron einen kurzen Abstecher zum dortigen Gelände des Centerparcs unternommen haben und leider bis auf die imposante Vorfahrt nicht viel sehen konnten, biegen wir von der direkten Route nach Bourges ab und nehmen bei Salbris die D944, die uns durch herrliche Wälder vorbei an zahlreichen fürstlichen Schlössern der Loire vorbeiführt, von denen wir leider oft nur die Auffahrten und weitläufigen Parks zu sehen bekommen.

Puy de Dôme in der Auvergne Puy de Dôme in der Auvergne

Für schlappe 27,- Franc campen wir auf einer herrlich gepflegten Wiese direkt am Fluß allein auf dem Campingplatz in St. Amand-Montrond an der N144 hinter Bourges und genießen die untergehende Sonne während wir auf dem Klapptisch unser Abendessen zubereiten. Allerdings stelle ich mich dabei zu dämlich an und stelle die heiße Espressokanne auf die Tischdecke, durch die sich sofort ein Loch brennt. Fortan müssen wir das Tuch immer falten, damit wir nicht jedesmal daran erinnert werden.

Puy de Sancy bei Le Mont-Dore Puy de Sancy bei Le Mont-Dore

Am nächstenTag neigt sich die Tankanzeige langsam gegen die untere Marke - da wir seit Luxenburg nicht mehr getankt haben auch kein Wunder. Unterwegs wurden wir zwar am Telefon noch von unseren Daheimgebliebenen davor gewarnt, daß es angesichts der anhaltenden Streiks in Frankreich um Treibstoff schlecht bestellt sei, aber da es in ganz Nordfrankreich keinerlei Probleme gab, achteten wir nicht weiter darauf. Doch je südlicher wir kommen, desto kritischer wird die Situation und mit einem mal sehen wir immer mehr Tankstellen, die geschlossen sind und "vide"-Schilder (franz.: leer) verhöhnen uns. Die Preise an den Anzeigen lassen uns ahnen, daß die letzten Liter rar waren und zu noch höheren Preisen als eh schon üblich abgezapft wurden.

Autobatterie Mehr Saft dank zweiter Batterie

Nachdem wir in Clermont-Ferrand vergeblich die großen Supermärkte und Tankstellen abgeklappert haben, stellen wir uns in die Schlange der wohl letzten Tankstelle vor einem Supermarkt, den wir in einer Seitenstraße entdecken. Die angespannte Situation bei brütender Hitze führt zu einer kleinen Revolte, als Vordrängler aus der wesentlich kürzeren Benzinreihe in die Dieselreihe wechseln wollen und nur der guten Laune einiger Hartgesottener ist es wohl zu verdanken, daß uns mit einem Scherz und Lachen beim betanken geholfen wird und wir mit 80 Litern (6,11 FF/l) in den nächsten Tagen wieder Ruhe haben.

Auf der Suche nach den bekannten Vulkankegeln der Auvergne aus der Volvic-Werbung kurven wir mehr oder weniger ziellos um den Puy de Dôme herum. Eigentlich wurde uns ja geraten die Strecke hinauf zu nehmen, doch 50-150 Franc péage halten uns ab und so begnügen wir uns mit Betrachtungen aus der Ferne. Etwas frustiert sind wir schon, denn so richtig bekommt man die Berge nicht zu sehen und ohne Fußweg kommt man nicht nahe genug heran, weshalb auch so viele Wanderwege überall entlang führen. Aber immerhin haben wir so Gelegenheit einen Pferdemarkt zu besuchen, der die Bewohner der ganzen Gegend angezogen hat. So verlassen wir die Clermont-Ferrand auf der N89 in Richtung Südwesten und suchen uns an der D983 einen Rastplatz.

Am Lac Servière ist zwar alles, sogar das Baden verboten, doch kümmert sich niemand darum und die Landschaft ist einmalig. Angesichts der bereits geparkten Campingfahrzeuge fahren wir noch etwas weiter und machen es uns in der nächsten Straßenkurve für die Nacht gemütlich. Nach einer kühlen Nacht (immerhin befinden wir uns hier etwas über tausend Meter hoch) nehme ich im eiskalten Flüsschen eine morgendliche Dusche, sehr zum Vergüngen von M., die noch verschlafen aus der Wäsche guckt.

Pont d'Ardèche Pont d'Ardèche

Erfrischt und nach einem ausgiebigen Frühstück gestärkt geht es weiter nach Le Mont-Dore zum Fuß des Puy de Sancy. Im Winter sicherlich ein netter Skiort, lohnt sich ein Besuch im Sommer kaum, denn häßliche Hotels verschandeln die Landschaft und die Straße gleicht bis zum Fuß des Berges einer Autobahn. Allerdings scheint der Puy selber ein schönes Wandergebiet zu sein und wir sind der Versuchung nahe uns den Massen anzuschließen - hätten wir nur nicht unsere festen Schuhe daheim gelassen.
Die Vulkane im Rücken schlängeln wir uns durch die südlichen Ausläufer der Auvergne über die D36 nach Besse en Chandesse, D978 bis Condat und die D678 bis nach Riom es Montagnes immer auf als landschftlich schön ausgewiesenen Strecken und schmalen Straßen. Nachdem wir die D3 hinter Roim wieder verlassen und der D62 folgen, wird es immer enger und Rund um den Puy Mary sind die Straßen nicht ohne Grund rot markiert.

Pause in der Ardèche Pause in der Ardèche

In 1588 Meter Höhe treffen sich drei Straßen und Heerscharen von Touristen werden mit Bussen hochgekarrt um den schönen aber nicht einmaligen Ausblick zu geniesen und den Paraglidern beim gleiten zuzusehen. Auch wir kraxeln auf den ausgetretenden Pfaden ein wenig umher, kommen aber aus unserer etwas angeknacksten Laune nicht ganz heraus und machen uns alsbald wieder auf um ein Stück zurückzufahren und dann nach Murat zu gelangen, wo uns schon von weitem sichtbar eine riesige Heiligenstatute erwartet. Die D926 bringt uns zügig nach St. Flour von wo wir westlich über die D990 und D590 nach Langeag gelangen.

Stromschnellen in der Ardèche Stromschnellen in der Ardèche - nicht die Verhängnisvolle

Auf dem gigantischen Campingplatz im Ort verbringen wir die Nacht und stehlen uns am nächsten Morgen davon. Auf Schleichwegen schlängeln wir uns die Gorges l'Allier entlang. Die Landschaft ist beeindruckend auch wenn man von der eigentlichen Schlucht nicht allzu viel zu sehen bekommt. Da uns die Sehnsucht in die Ardèche treibt verlassen wir die engen Straßen und fahren nach Solignac und auf der N88 bis Langogne weiter über die D906 bis nach Villefort. Durch die immer südlichere und mediteranere Landschaft, vorbei an Eßkastanienwäldern, geht es über die uns schon bekannte D901 nach Les Vans bis nach Vallon-Pont-d'Arc zum Eingang der Gorges de l'Ardèche.

Nachdem wir den Kanuausflug für den nächsten Tag klargemacht haben (nicht ohne natürlich die - überall gleichen - Preise vorher zu vergleichen), fahren wir etwas zurück nach Sampzon, da wir keine Lust haben für teures Geld direkt neben der Schnellstraße zu campen. Auf einem fast völlig leeren und günstigen (ca. 90,- Franc) Platz - von der sich am Felsen entlang schlängelnden Straße durch die Ardèche gerennt - verbringen wir bei strahlendem Sonnenschein einen herrlichen Nachmittag am Swimmingpool und entspannen uns von den letzten Tagen. Der nächste Morgen verspricht allerings kein wirkliches Kanuwetter. Die aufkommende schlechte Stimmung (soll es etwa wieder nichts werden?) vertreiben wir indem wir uns einreden, daß es eben noch früh am Morgen ist.

Bei Castor Canöe sind wir wohl auch die ersten. Wir erhalten für unsere Sachen eine dicke weiße Tonne (und fragen uns ob der Name Programm ist) und für meine Kamera noch eine kleine Babytonne. Etwas unsicher fragen wir, ob die denn auch dicht seien, was man uns aber versichert und wir werden es auch noch ausgiebeig testen. Den Hund der Besitzer hätte M. zwar am liebsten mitgenommen, doch da ich von der Idee genauso wenig begeistert bin wie die Eigentümer, bleibt der da und wir bekommen eine knappe Einführung in die Technik des Steuerns und Tips zur Bewätigung von Stromschnellen ("immer in der Mitte der beiden sich vereinigenden Strömungen bleiben") - so weit die Theorie. Zuerst sitze ich vorne und wir machen uns auf den Weg. Die ersten Hindernisse lassen wir zwar souverän hinter uns doch bekommen wir immer mehr Wasser ins Boot und die Sonne kommt nicht hinter den Wolken hervor, so daß mir langsam immer kälter wird und wir bald Pause machen müssen, da ich mich vor Rückenschmerzen kaum noch bewegen kann, denn wir haben ein Bootsmodell erwischt, bei dem man mit dem Hintern direkt im hereinlaufenden Wasser sitzt, was sicherlich gut für die Stabilität ist, aber nicht für den Rücken. Entnervt steuern wir also das Ufer an und legen uns in die langsam wärmende Sonne.

Nach der Pause wechseln wir die Plätze, wodurch wir wesentlich besser vorankommen und die Sonne wärmt uns jetzt auch zunehmend mehr. Auf ebener Strecke ist es recht beschaulich und wir genießen die Aussicht auf die Schlucht aus einer neuen Perspektive und schauen den Fischen beim anknabbern von M.s Füßen zu als sie mitten im Fluß auf einm Felsen steht. Zwar bleiben wir manchmal an flachen Stellen hängen aber die Stromschnellen machen uns immer mehr Spaß und wir freuen uns über jeder bestandene Probe ... bis es uns voll erwischt: An einer besonders haarigen Stelle gehen wir die Sache etwas zu schnell an und prompt erwischt uns ein Felsen genau in der MItte des Bootes als wir gerade an ihm vorbei wollen. In Sekundenschnelle kentern wir und die reißende Strömung treibt uns und alle unsere Sachen fort. Nur noch die große Tonne hängt im Gurt fest. Aber unsere Paddel, abgelegte Schwimmwesten, T-Shirts sind weg - ebenso wie die Babytonne mit meiner Kamera! M. macht sich auf den mühsamen Weg unsere Sachen zu retten, was angesichts der glitschigen Steine gar nicht so einfach ist. Währenddessen kämpfe ich mich gegen die Strömung zurück und versuche das Kanu freizubekommen. Keine einfache Sache, denn es hängt genau in der Mitte wie angenagelt am Stein und die Strömung macht es unmöglich es zu bewegen. Da wir mittlerweile den ganzen Flußverkehr aufhalten, kommen mir zwei Männer zur Hilfe und zu dritt schaffen wir es gerade mal so den Kahn wieder flott zu kriegen.

Grand Canyon du Verdon Grand Canyon du Verdon

Während ich dem Boot hinterhertreibe denke ich noch an die 1. Verhaltensregel aus dem Crashkurs am Morgen: Nicht schwimmen, sondern auf den Rücken legen und treiben lassen. Ein guter Tip und der wohl einzige den man braucht, denn sonst würde ich mich an den Steinen sicherlich unangenehm schlagen. Am Ende der Passage sammeln wir unter den amüsierten Blicken anderer Kanuten unser Hab und Gut zusammen. Neben den Paddeln hat man auch das restliche Treibgut herausgefischt und reicht es uns zu - sogar meine Kamera ist dabei und alles ist trocken und heil geblieben. Auch M.s neue Hose finden wir in der Strömung zwischen den Steinen und so verschmerzen wir den einzigen Verlust: mein billiges T-Shirts können wir nicht mehr auffinden.

Papa-Schlumpf Papa-Schlumpf

Völlig außer Atem paddeln wir weiter. Da wir aus der Karte die man uns mitgegeben hat nicht ganz schlau werden, fehlt uns ein wenig der Überblick, wieviel Strecke wir noch vor uns haben. Aber nach einer weiteren Pause und insgesamt 30 Kilometern schöner Aussichten kommen wir kaputt und müde am Ende der Schlucht an. Wir reißen uns zusammen und machen gute Miene zum bösen Spiel: lassen uns im Gruppenbus zum Ausgangspunkt fahren, trinken noch einen Schluck mit den anderen zusammen, tragen uns ins Gästebuch ein und fahren zum Campingplatz zurück um dort dann tot in die Kissen zu sinken. Nach etwas Erholung befestige ich noch im einsetzenden Regen die Schutzplane über dem Auto, so daß der Vorplatz nicht ganz aufgeweicht wird. Für ein ausgedehntes Abendessen fehlt uns allerdings sämtliche Kraft und so sinken wir bald in der Schlaf der Gerechten.

Steinhaus Steinhaus

Nachdem unsere Klamotten einer dringenden Reinigung und Trocknung bedürfen und wir nun schon mal in der Nähe sind, machen wir uns nach La Motte Chalancon auf und besuchen das Familienanwesen in Les Bayles, wo wir den nächsten Tag mit ausspannen und Sonnenbad verbringen, während unsere Wäsche trocknet und wir von den im Felsen von Remuzat angesiedelten Geier-Familien erfahren, die wir uns natürlich am nächsten Tag anschauen müssen.
Schon in der Ardèche hatte meine geniale Konstruktion mit der zweiten Autobatterie ihren Geist aufgegeben. Eigentlich sollte sie dazu dienen die hilfreiche Kühltasche zu betreiben ohne die normale Batterie zu belasten. Während der Fahrt konnte man dann per Schalter und Relais die Zusatzbatterie aufladen und bei Standzeiten trennen. Wie sich bei einer Untersuchung am Straßenrand aber herausstellte hat das Relais anscheinend schon recht früh seinen Geist aufgegeben und so wurde die Batterie nie geladen und war jetzt restlos leer. Auch die Notlösung hielt nicht lange, so daß wir für den Rest der Reise bis kurz vor Ende wieder mit dem Strom haushalten mußten und auf richtige Kälte verzichten mußten.

Gemütliches Abendessen vor dem Auto Gemütliches Abendessen vor dem Auto

Nach der eintägigen Rast zieht es uns in den Süden ans Meer. Nicht aber ohne zuerst noch ein wenig den bisher unbekannten Osten zu entdecken. Und so fahren wir nach Serres und dann die N75 bis nach Sisteron. Da wir die schöne Stadt schon kennen, geht es gleich weiter durch das Tal der Durance bis nach Manosque, wo wir die Schnellstraße verlassen und uns auf der D6 nach Riez und weiter nach Moustiers-Ste.-Marie begeben. Von hier aus haben wir einen weiten Blick über den Lac de Ste. Croix und passieren die Brücke, unter der der Verdon in den Stausee mündet und zahllose Trebootverleiher auf Kundschaft warten. Nachdem wir uns für die schmalere Straße D19/D71 am Rive Gauche entschieden haben, wird uns schnell klar, warum hier nur Tretboote verliehen werden und keine Kanus, denn die enge und steinige Schlucht bietet kaum Wasser um zu paddeln und so kann man nur am Ende ein wenig den Fluß hochfahren. Wir genießen derweil das phantastische Panorama und halten alle paar Meter an um Fotos zu machen und zu schauen. Da wir durch die erhabene Sitzposition immer eine gute Sicht haben, finden wir schöne Aussichtspunkte und sobald wir stehen, halten weitere Touristen an.

Spinnennetz im Morgentau Spinnennetz im Morgentau

Nach einer unruhigen und kühlen Nacht umgeben uns am frühen Morgen dichte Nebelschwaden und Regentröpfchen glitzern in den vielen Spinnenweben, so daß wir uns gleich auf Fotosafari begeben und verschiedene Techniken ausprobieren. Zwischendurch werden wir allerdings von lautem Hundegeheul aufgeschreckt: Ganz in der Nähe muß eine Jagd stattfinden, denn die Knallgeräusche kommen immer näher und plötzlich bricht "ein kapitaler Hirsch" aus dem Unterholz durch und prescht an uns vorüber, dicht gefolgt von zwei Hunden mit klingelnden Halsbändern.

Gäßchen in Grasse Gäßchen in Grasse

Als wir uns schon wieder auf der N85 Richtung Grasse befinden, machen wir uns am Col de Valferrière auf die Suche nach einer Familentragödie und versuchen mal wieder den kartografisch verlorenen Télésiège samt Blaubeermarmeladenverkauf ausfindig zu machen. Ein paar Kilometer zurück geht es über die D79 und D81 durch eine zauberhauft wilde und romantische Gegend bis zum Skigebiet nach la Moulière. Ein wenig fühlen wir uns in die Schweiz versetzt mit den einzelnen häßlichen Häusern, die in Erwartung der winterlichen Schneemassen alle auf Stelzen stehen. Allerdings wird am Sessellift angekommen schnell klar, daß es wieder nicht der gesuchte sein kann, da das wichtige Wasserbecken fehlt.

Strand an der Côte d'Azur Strand an der Côte d'Azur

In Grasse angekommen stellen wir das Auto ab und schlendern durch die engen Gassen. Von den vielen Werbeplakaten der ansässigen Parfümhersteller angelockt, begeben wir uns ins Museum der Firma Fragonard. Da wir die kostenlose deutschsprachige Führung verpaßt haben, schließen wir uns der landessprachlichen an und versuchen hinter die Geheimnisse des Parfüms zu kommen. Wir erfahren alles über Kaltpressung und wie gut die damit gewonnenen Essenzen seien und hören zwischen den Zeilen heraus, daß die Heißpressung effektiver ist (und wohl deshalb auch mehr eingesetzt wird), schauen bei der Seifenherstellung ein wenig zu und können zum Schluß im Hausverkauf nach einer Duft-Farb-Gefühls-Lehre shoppen. Allerdings sagen uns die Düfte nicht sonderlich zu und erkennen wir keinen Sinn darin fünf Duftessenzen (preiswert) zu kaufen und unser eigenes Parfüm zu kreieren.

Felsen an der Côte d'Azur Felsen an der Côte d'Azur

Am frühen Nachmittag kommen wir in Cannes an. Am Golfe de Napoule staunen wir nicht schlecht, als wir feststellen, daß am 5 Meter breiten Strand direkt die Straße vorbeigeht, direkt neben der Eisenbahntrasse. Aber wir finden einen Parkplatz, legen uns in die Sonne und genießen das warme Mittelmeerwasser. Entspannt fahren wir die Küstenstraße nach Süden: durch schöne Städtchen und vorbei an phantastischen roten Felsformationen, die mit dem azur-blauen Wasser, grünen Wäldern und blauem Himmel um die Gunst des Fotografen buhlen.

Bei St. Tropez begeben wir uns auf die Suche nach einem akzeptablen Campingplatz. Aber für grausig staubige Plätze werden mehr als 90,- FF verlangt und eigentlich wollten wir ja ein nettes Plätzchen für mehrere Tage finden, so daß wir tagsüber an den Strand können und uns wie beim letzten Frankreichurlaub am Atlantik ausruhen können. Oft werden wir von der schlechten Ausschilderung in die Irre geführt und so kommen wir auf der D558 immer weiter von der Küste weg bis nach La Garde Freinet, wo wir einen städtischen Campingplatz für ca. 60,- Franc finden (im zweiten Anlauf, gleich bei der Dorfeinfahrt).

Hafen an der Côte d'Azur Hafen an der Côte d'Azur

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, fuhren wir durch das imposant beleuchtete Grimaud zurück nach St. Tropez um fürstlich zu dinieren. Allerdings hat die Stadtverwaltung vor das Amüsement die Suche nach einem Parkplatz gestellt und hier sind die Karten wirklich schlecht mit einem größeren Wagen, denn die Parkplätze und -häuser sind zu niedrig, auf der Straße gibt's rein gar nichts, da der Teufel los ist und der Busparkplatz kostet pro Stunde 53,- Franc, wobei man schon eine Stunde für den Fußweg zum zentralen Platz und zurück kalkulieren muß. Völlig frustriert und schwer enttäuscht fahren wir mit leerem Magen zurück.

Steinstrand vor Nizza mit Appartement-Burg Steinstrand vor Nizza mit Appartement-Burg

Am nächsten Morgen fahren wir noch einmal die Küste entlang und von St. Raphael über die N7 durchs Hinterland nach Cannes, wo wir erneut am Strand baden gehen und uns auf die neue Suche nach einem Campingplatz machen. Doch weder im Landesinneren (bei Pégomas) noch sonst wo werden wir fündig. Und zum guten Schluß kommen wir am Cap d'Antibes in den Wochenendstau der Badegäste, die sich auf den Heimweg machen. Also geben wir auf und fahren weiter bis nach Nizza, wo wir vor der häßlichen Kulisse eines gigantischen Appartement-Klotzes Fotos im Sonnenuntergang machen. Im nächtlichen Nizza suchen wir uns einen Parkplatz und machen uns nach einem Garderobenwechsel zu Fuß auf ins Getümmel der netten Fußgängerzone. Da wir in St. Tropez schon nicht zum Essen gaben, suchen wir uns einen Tisch und verprassen einen Teil unserer Reisekasse, während wir die Leute beobachten (zum Beispiel die am Nebentsich, wo Frau und Kinder mal eben Schuhe kaufen gehen, während Papa noch beim Nachtisch sitzt). Den netten Kellner scheuchen wir ganz schön, denn zuerst hat er unserere Getränke vergessen, dann die Gläser und zum Schluß staunen wir angesichts der 500,- Franc Rechnung nicht schlecht. Aber das können wir schnell klären und so muß unser Kellner wieder laufen.

Nach reiflicher Überlegung haben wir uns etwas enttäuscht zur frühzeitigen Heimreise entschlossen, denn wir haben keine Lust weiterhin teure Campingplätze etc. zu bezahlen und doch nicht richtig an den Strand zu kommen. In der Nacht fahren wir bis Grasse, wo wir fünf vor Mitternacht noch den städtischen Campingplatz erreichen. Tags darauf geht es auf direkter Route über Digne und Serre nach Grenoble, wo wir mal wieder über die Baukunst der französischen Autobahnbauer staunen und im Konsummekka die letzten Reserven in Sprit, Karamel-Pudding und Orangina investieren. Wobei sich die Beschaffung des richtigen 1 Kg-Packs Pudding als äußerst schwer herausstellt und wir erst im dritten Supermarkt fündig werden. Hinter Chambéry wird es nch mal spannend, denn wir fahren auf der N504 durch einen 1.500m langen Tunnel, wobei uns etwas mulmig wird, da dichte Nebelschwaden aufgezogen sind und die Sicht versperren, die sich aber kurz darauf als Rauch vom Holz verbrennen herausstellen. Bald haben wir den letzten Rastplatz für diese Reise auf einem Parkplatz etwas unterhalb der Straße an einem Bachlauf gefunden. Nach dieser Nacht verlassen wir bald Frankreich und blicken wehmütig zurück und denken an die frustierenden Tage, aber vor allem auch an die schönen Momente dieses Urlaubs.
Bis bald!