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zonak

Reise ins Wolkenkuckucksheim - Erfahrungen aus einer Reise nach Istrien in Kroatien 2009

Dieses Jahr im Sommer sollte es nach Kroatien gehen - Frankreich kennen wir nun schon so gut, es muß doch auch noch andere Lande geben, denen wir unsere Gunst schenken können und die uns dafür als Gegenleistung zu verzaubern verstehen. Schon für letztes Jahr war dies eigentlich angedacht, doch da hatten wir nicht damit gerechnet, daß ein paar Monate vor Reiseantritt nicht genügen, um eine uns genehme Unterkunft zu finden und diese dann auch buchen zu können. Aus diesem Fehler gelernt, begannen wir dieses mal rechtzeitig mit der Planung und schon bald stapelten sich die Kataloge zu Hause. Doch so rechte Freude wollte keine aufkommen bei der Wahl nach einer Unterkunft: Auf ein Mobilhome (so wie wir es schon mehrfach in Frankreich genutzt hatten) auf einem Campingplatz hatten wir definitiv keine Lust, denn auf allen Fotos, die wir bei entsprechender Internetrecherche fanden, stellten sich die Plätze als überfüllte Anlagen mit überdimensionierten Ausmaßen heraus. Außerdem gibt es in ganz Kroatien wohl nur eine handvoll Plätze, die dann aber parzelliert sind und von verschiedenen Betreibern - oder zumindest unter diversen Namen - angeboten werden, so daß man dann doch wohl immer auf dem gleichen Platz landet. Die offerierten Appartements wirkten auf uns auch nicht wirklich einladend, zumal wir ja gerne was mit zwei Schlafzimmern hätten und das auch noch bezahlbar sein sollte. Die Gerüchte, Kroatien sei ein so preiswertes Reiseland, konnten wir nicht nachvollziehen und stammen wohl noch aus Zeiten eines vereinten Jugoslawiens. Aber zum Glück bekamen wir dann doch noch einen Katalog in die Finger, der unseren Preis-/Leistungsvorstellungen nahe kam. Bei diesem Anbieter war es dann auch kein Problem, eine zehntägige Unterkunft zu buchen, was bei den anderen Anbietern mit ihrem sieben Tage Rhythmus nicht vorgesehen ist.

Nach ausgiebiger Routenplanung ging es dann im August ab nach Istrien. Da wir (respektive ich) eine starke Abneigung gegen Mautgebühren haben, sollte es eine Route mit möglichst wenig finanziellem Widerstand diesbezüglich sein. Allerdings ist es nicht möglich mit vertretbarem Aufwand aus Richtung München kommend die Alpen in Österreich mautfrei zu queren. Aber immerhin in Slowenien sollte es möglich sein, um zwei Wochenvignetten à 15 Euro herumzukommen, nur um je Richtung 8,1 km Autobahn fahren zu dürfen (pro Kilometer also 1,85 Euro), wobei dieser Strecke dann noch 15 km Landstraße bis zur Grenze nach Kroatien folgen. In einschlägigen Foren werden dazu auch die entsprechenden Alternativen analysiert. Da die Mautabzocke mittlerweile wohl hartnäckig durchgesetzt wird und bereits unmittelbar nach Grenzübertritt von Italien beginnt (was wohl so ziemlich einmalig in Europa sein dürfte - selbst bei dem auf diesem Gebiet rigiden und hoch spezialisierten Österreichern ist die Strecke bis zur ersten Autobahnausfahrt nach Grenzübertritt frei), entschied ich mich für einen Schleichweg ganz ohne Autobahn.

Unser Ferienort Bale
Unser Ferienort Bale
Am ersten Tag kamen wir flott durch und nach einem Mittagessen in Österreich nahmen wir die Strecke durch den Felbertauerntunnel in Angriff. Für 10 km Fahrvergnügen durch eine dunkle, enge und einspurige Röhre mit Gegenverkehr wird man um 10 Euro gebeten. Dafür entschädigte die Landschaft auf jeden Fall: hohe Berge, wilde Natur mit zahllosen Wasserfällen und eine serpentinenreiche Strecke. Kurz nach dem wir dann Italia erreicht hatten, war es Zeit bei Tolmezzo, einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Das breite Kiesbett mit dem gletschereisfarbenen Wasser schrie gerade danach, daß wir in seiner Nähe campieren und vielleicht auch noch den einen oder anderen Fuß ins kalte Naß halten. Aber leider hatten wir kein sonderliches Glück beim heranpirschen an die Flüsse und als wir dann doch noch eine stille Ecke fanden, begann es zu nieseln. Wer hätte da schon ahnen können, daß die Herausforderung, den Standplatz zu erreichen und dabei ein paar Meter grober Schotterweg abwärts (bzw. am nächsten Morgen wieder hinauf) in Anbetracht des kommenden ein wirklich eher bescheidenes Abenteuer darstellte.

Nach einer Nacht mit zunehmenden Regengüssen auf unserer praxiserprobten Liegestatt mit eigener Kindermatratze quer auf dem Boden (nächstes Jahr wird Tabea dafür wohl zu groß sein) im Multivan zeigte sich, daß es auch nichts mit einem erfrischendem Bad als Morgentoilette wird: Das kristallblaue Wasser hat sich in einen schlammig-braunen Strom verwandelt und die Luft wird zwar bestimmt in ein paar Stunden kochen, doch noch ist es eher lau. Also nur kleine Wäsche und Frühstück bevor es auf den Weg geht. Die Maut in Italien wollten wir auch sparen, zumal wir ja gestern weiter gekommen sind, als gedacht und so keinerlei Zeitnot haben. Allerdings hält das herumgeeiere um Tolmezzo und Udine bis Triest doch sehr auf und sehenswertes gibt es auch nicht - denn das ist ja auch immer noch ein Grund, warum wir die Autobahn lieber links liegen lassen: wir wollen ja was sehen und nicht nur die Fahrt hinter uns bringen. Auf dem Rückweg bezahlen wir deshalb auch liebend gerne die € 4,70 Maut zwischen Triest und Tolmezzo. Unterwegs kaufen wir in einem Supermarkt abgepackte widerlich schmeckende Croissants in der Hoffnung, diese seien genauso wie in Frankreich auch genießbar und heben Tabeas Urlaubsglück mit einem überteuerten und qualitativ minderwertigen (natürlich stellt man das erst später fest) Hello Kitty Deospray für Kinder an. Nun denn, egal wie wenig es zu sehen gab - eins will man auf gar keinen Fall sehen: Triest von oben. Sobald die Autobahn im letzten Abschnitt frei zugänglich ist, fahren wir auf ihr (und durch zwei in keinem Online Routenplaner verzeichneten Tunnel) und können von weit oben, in mehreren Schleifen hinabfahrend, immer wieder einen Blick auf die Häßlichkeit von Raffinerieanlagen, Betonwohnsilos und anderer Montanindustrie werfen. Irgendwie erinnern wir uns bei dem Anblick an unseren Trip von vor ein paar Jahren bei dem wir bei Genua an Italiens westlicher Seite der hässliche Küstenregion dort entflohen. Zum Glück sind wir nicht meiner ursprünglichen Idee verfallen bei der es darum ging, Triest auf der Straße entlang der Küste zu passieren - ganz in der Illusion dabei Blicke auf eine pittoreske Stadt an der Adria werfen zu können, um so das von der langen Fahrt müde Auge zu erfreuen.

Unsere Unterkunft
Unsere Unterkunft
Auch ohne taugliches Kartenmaterial schaffen wir es gut über die Neubaustrecke immer der Ausschilderung "Rabuiese" folgend bis zur Ausfahrt "Muggia" kurz vor Slowenien. Nach kurzer Verwirrung finden wir dann auch den gottverlassenen Grenzübergang bei Belpoggio. Dank Schengenabkommen ist hier nur noch der Verfall an den Abfertigungsanlagen zu bewundern. Zwischen den Zeilen habe ich in den Foren bei der Recherche auch immer herausgelesen, daß die Nutzer wohl alle mit großen Wohnwagengespannen und Campern unterwegs sind und wohl Mangels fahrerischer Kernkompetenz, eingeschränkter Motorleistung oder schlichter Bequemlichkeit gewisse Ansprüche an das Wegenetz stellen - für all diese ist von der Umfahrung wohl eher abzuraten, denn hier geht es schon eng zu. Probleme bereitet uns dann anschließend aber hauptsächlich die Tatsache, daß Slowenien so klein ist. Bei der Routenplanung habe ich die Google Maps Karten viel zu groß ausgedruckt und so kommen wir überhaupt nicht mit dem Maßstab zurecht und verlieren den Überblick, weil wir viel zu schnell das Wegstück, welches auf einem Blatt des Ausdrucks gezeigt wird, passieren. Also doch kurz halten und im Navi die Strecke eingeben. Aber auch das war ein Fehler, denn die Wegpunkte erreichen wir ebenso viel zu schnell und da man bei TomTom dann immer erst im Menü herumklicken muß bis zum nächsten Wegpunkt einer Reiseroute navigiert wird, ist man schon wieder viel zu weit gefahren. Als Resultat fahren wir Anfangs irgendwo kreuz und quer durch Slowenien und sind etwas genervt. So viel sei schon gesagt: Wir haben gelernt und der Rückweg verlief völlig reibungslos und es besteht wirklich kein Grund hier Maut zu löhnen. Vor Kroatien besteht die nächste Hürde darin, herauszuknobeln, welchen Grenzübergang man denn nutzen will. Der unmittelbar erreichbare liegt hinter Dragonja. Kurz vorher kann man aber auch nach Westen abbiegen und kommt nach 2 km an einen anderen Übergang an der Straße 111. Während wohl die meisten Reisenden den Übergang Dragonja nutzen, da man den Abzweig leicht übersieht und auch erst dann feststellt, ob es hier voll ist oder nicht, kommt man beim westlich gelegenen unmittelbar vor dem Übergang auf die Zufahrtsstraße, wodurch man nur noch auf einen freundlich gesinnten Wartenden hoffen muß, der einen links abbiegen lässt, da man sich im Grunde an der ganzen eventuell vorhandenen Warteschlange "vorbeigemogelt" hat. Allerdings wird derzeit vor Dragonja genau an der zu benutzenden Abzweigung gebaut, so daß anzunehmen ist, daß sich in nächster Zeit der Verkehr besser verteilen wird oder sogar anders geleitet wird. Wie auch immer: Da wir auf der Strecke durch Slowenien eigentlich eher wenig Touristenverkehr wahrgenommen haben, entscheiden wir uns für die direkte Route und können den Grenzübergang auch zügig und ohne Verzögerung passieren. Auf dem Rückweg entscheiden wir uns glücklicherweise für den alternativen Übergang, den wir in nur fünf Minuten passieren können. Von der Straße nach Dragonja aus sehen wir dann wie gut unsere Wahl war, denn ab dem letzten Abzweig in Kroatien, an dem man sich für den einen oder anderen Übergang entscheiden muß, steht eine lange Schlange von Wohnwagen und anderen Wartenden, die hier sicherlich noch eine ganze Weile für die Einreise nach Slowenien brauchen werden. Nun sind wir also endlich in Kroatien und nutzen die hier in Istrien weitestgehend kostenlos Autobahn, welche allerdings noch im Bau ist, so daß es sich eher um eine gut ausgebaute Schnellstraße handelt. Einzig südlich von Brtonigla müssen wir für die Querung eines Tals 20 Kuna (2,70 €) Brückenmaut entrichten - problemlos in Euro oder auch mit Visa zu begleichen. Auf dem Heimweg werde ich mich noch kurz darüber aufregen, daß ich keine 14 Kuna (1,90 €) zahlen kann und hier wieder die VW-Bus Abzocke stattfindet, denn eigentlich ist mein Auto kleiner als 1,90 m und leichter als 3,5 t und somit laut Preisaushang ein PKW. Obwohl wir von der Maut schon wussten, waren wir doch erstaunt darüber, daß es keine diesbezügliche Ankündigung zuvor gab. (Wieder mal) sind wir von Frankreich verwöhnt, wo stets vor der letzten mautfreien Ausfahrt (bzw. mautpflichtigen Auffahrt) deutlich auf den kostenpflichtigen Streckenabschnitt ("péage") hingewiesen wird, so daß man diesen auch umgehen kann. Hier nicht. Und in Italien auch meist nur sehr kurzfristig vor der letzten Abfahrt - fast schon danach.

Unser Feriendomizil erreichen wir schon mittags und sind beruhigt, daß die Umgebung nicht ganz so trostlos ist, wie es ein Blick auf dem Weltall befürchten lies. Das die Vermieter angesichts unseres frühen Eintreffens noch nicht die Zimmer fertig haben, stellt kein Problem dar. Eher dann schon die Sprachhürde. Klammheimlich ging man ja davon aus, daß am Teutonengrill Kroatien mindestens jeder zweite Deutsch spricht. Vielleicht nicht gut und gerne, aber doch ausreichend und vor allem eher dazu bereit als vielleicht in Frankreich. Nun, kroatisch müsste es auch nicht sein. Wie wäre es mit italienisch? Das ist hier wohl so was wie die zweite Amtssprache und stellt bis hin zum winzig kleinen Supermarkt im Dorf kein Problem dar. Unsere Vermieter waren Italiener und so gut wie jeder Tourist in der ganzen weiteren Gegend auch - bis auf unsere polnischen und sehr gut englisch sprechenden Nachbarn im nebenan liegenden Appartement vielleicht. Auch Englisch ist nicht wirklich hilfreich. Na gut, irgendwie schafft man schon das notwendige zu kommunizieren und so machen wir uns erst noch einmal auf die Socken, die Umgebung auf die schnelle zu erkunden. Ansonsten ist die Unterkunft so weit ganz passabel. Das von dem angeblichen extra Kinderzimmer das Bad abgeht und es als Durchgangszimmer zum Elternschlafzimmer dient ist zwar nicht gerade ideal und entspricht nicht unseren Vorstellungen, doch wirklich lästig sind nur die permanent kläffenden Köter in der gesamten Nachbarschaft. Diese Lärmbelästigung findet wirklich rund um die Uhr statt und stört mich ungemein.

Nach dem es - entgegen jeder finanzpolitischen Logik - an der ersten Autobahntankstelle nach der Grenze keinen Geldautomaten gab und wir so noch keine Kuna in der Hand hielten, drehten sich unsere Gedanken erst einmal um den schnöden Mammon. Das stellt zumindest kein Problem dar: Selbst in dem doch eher kleinen Ort gibt es gleich mehrere Geldautomaten die auch Visa akzeptieren und auch sonst findet man diese überall, was angesichts der bei geschickter Kontowahl wegfallenden Gebühren, das Leben leichter macht. Merkt man sich, daß 10 Kuna etwa 1,40 € sind, kommt man eigentlich auch gut zurecht angesichts der früher doch immer praktizierten nun aber schon nicht mehr gewohnten Währungsumrechnung. Anschließend gehen wir in einem Restaurant etwas essen. Das soll ja hier in Kroatien so außergewöhnlich lecker, reichhaltig und preiswert sein. Unsere Erfahrungen sehen (leider) (mal wieder) anders aus: Das Essen ist zwar günstiger als in anderen Ländern (Pizza ca. 35 Kuna/4,80 €; Grillteller 50 Kuna/6,80 € und Softdrink 13 Kuna/1,80 € aber Fisch kostet auch schon 250 Kuna/34 € und mehr je Kilogramm) aber das ist auch alles. Besonders lecker oder wenigstens liebevoll angerichtet war es auch in den folgenden Tagen nie. Irgendwie kommen langsam die ersten Fragen auf, denn in sämtlichen Reiseberichten über Kroatien sind unzählige mehr oder weniger appetitliche Fotos von Restaurantbesuchen omnipräsent, so daß der Eindruck entsteht, das Essen hier sei wichtiger Bestandteil einer jeden Kroatienreise und Selbstverpflegung auf dem Campingplatz oder im Appartement einfach abwegig. Auch wir werden in den nächsten Tagen öfter essen gehen, da wir diesmal wenig Lust zum kochen haben und so auch einigen Frust kompensieren wollen, aber als Highlight würde ich die Besuche nicht bezeichnen. Zurück in die inzwischen fertig hergerichtete Ferienwohnung und schnell das Auto ausgeladen.

Auf nun zum Meer - und der ersten herben Enttäuschung. Das Kartenmaterial von Kroatien ist katastrophal miserabel bis hin zu unbrauchbar und so wie wir es uns eigentlich vorgestellt hatten, ist kein rankommen an die Adria. Auf der Karte bei Google habe ich mal eingezeichnet, wie die Gegend auf der Straßenkarte Marco Polo Istrien/Kroatische Küste Nord und Mitte 1:200.000 (ISBN-10: 3-8297-4054-9) dargestellt ist. Diese Karte habe ich mir gekauft, da es nach längerer Suche eine der wenigen ist, die einen anständigen Maßstab aufweist und auch noch gerade erst erschienen (3/2009) und nicht bereits mehrere Jahre alt ist, wie andere Angebote. Fassungslos war ich ja schon, als ich feststellen musste, daß die Karte nicht genordet ist. Nur um ein wenig Papier zu sparen wird man völlig verwirrt, denn das Navi zeigt Karten nun mal auf Wunsch nach Norden ausgerichtet an. Also fährt man immer wieder mal nach rechts - äh ich meine nach Süden, also der Sonne entgegen… Aber gut, das schafft man schon, wenn wenigstens die eingezeichneten Informationen stimmen würden. Aber auch das ist nicht der Fall bzw. jede Karte zeigt was anderes. In den nächsten Tagen kommt es nicht selten vor, daß sich TomTom locker mal eben 20 Meter und mehr neben der gerade befahrenen Straße wähnt und so natürlich immer mal wieder gute Routenvorschläge anbietet, bei denen man spontan abbiegen und wenden soll, damit man vom kleinen Trampelpfad den das Navi dort in der Pampa findet wieder auf die Hauptstraße zurückfährt, auf der man sich eigentlich schon die ganze Zeit befindet. Derartige Diskrepanzen zwischen Geokoordinaten und realen Straßenverläufen findet man aber auch bei GoogleMaps. Immer wieder liegen Straße und Sattelitenbild bis zu 50 m auseinander. Aber OK, wir brauchen auch kein Navi. Die hervorragenden Karten von Michelin haben und schon im Pre-Navizeitalter durch ganz Frankreich gebracht. Dumm nur, wenn auch die Karten falsch sind. TomTom und Google kennen bis hin zum Trampelpfad teilweise viel zu viele Wege, die mangels Unterscheidungskriterien alle als gleichwertig gezeigt werden. Üblicherweise sind die Wege dann aber in anderen Ländern durchaus noch passierbar, wenn nicht sogar asphaltiert - nicht so hier. Völlig entnervt bin ich dann, wenn meine Straßenkarte eine Straße als definitiv durchgängig ausweist, in der Realität aber über einen Campingplatz führt. Dies habe ich in o. g. Karte so eingezeichnet, wie es Marco Polo zeigt: Von Bale kommend südwestlich (sorry: "nach unten") zum Meer und dann an der Küste lang Richtung Peroj - eine Nebenstraße (lila), die dann in eine Hauptstraße (gelb) übergehen soll. Bei Google ist die Straße nicht durchgängig - aber trotzdem falsch. Von Bale aus ist die Straße gut ausgebaut und man kommt flott voran … bis man am Campingplatzeingang jäh zum stehen kommen muß. Hm, vielleicht verfahren? Aber ausgiebiges studieren der Papierkarte und ein Abgleich mit dem Navi zeigt, daß die vermeintliche Durchgangsstraße, die uns wenigstens bis zum Meer bringen soll, hier entlang führt und nun endet. Also mal eben den Pförtner gefragt: Ja, wenn man den Weg nach Barbariga suche, dann kann man ein paar Meter zurückfahren und dann nach rechts abbiegen. Also los, mal sehen wo es uns hin verschlägt und ob wir nicht doch noch unseren Meerzugang finden. Immerhin haben wir diese Region und das Ferienhaus in Bale u. a. extra deswegen ausgesucht, da wir auf den Landkarten hier Wege gesehen haben, die direkt zum Meer führen - nicht ganz unerheblich bei einem Urlaub, bei dem mehr oder weniger tägliche Badeausflüge für und mit Kind als ein primäres Ziel definiert wurden. Was wir aber als erstes kennenlernen sind die schneeweißen Sandpisten, die uns in den nächsten Tagen ein treuer Weggefährte sind. Der Weg (grün) ist zwar noch relativ gut befahrbar, aber es staubt selbst bei langsamer fahrt enorm. Schon nach kurzer Zeit sieht das Auto außen (aber auch innen) aus, als wäre man durch einen Mehlsilo gefahren. Kopfschüttelnd werden wir immer wieder die armen Irren bestaunen, die hier bei sengender Hitze zu Fuß (nicht selten joggend) oder per Fahrrad unterwegs sind. Es muß schon ein Erlebnis der besonderen Art sein, wenn man völlig verschwitzt in eine Staubwolke eingehüllt wird. Die Vegetation links und rechts des Weges zeigt uns, daß es schon seit längerem nicht mehr geregnet hat: Eine grau-weiße Winterlandschaft aus Kalkstaub. Nur das, was wir suchen ist nirgends zu sehen: Wasser. Dafür kommen wir dann in dem rein aus Ferienappartements bestehenden Dorf Barbariga raus. Hier brauchen wir nur den Massen in Strandkleidung zu folgen, um gleich zu lernen, wie man in Kroatien üblicherweise ans Meer kommt: Mit dem Auto zwischen dem Macchiabaumgestrüpp hindurch bis unmittelbar ans Meer fahren und dort unter den Kermes- und Steineichen parken. Als Deutscher ist man es nicht gewohnt, sich so einen Weg in die Natur zu bahnen, so daß wir einen Moment zögern - auch wenn ich dieser Methode nicht abgeneigt bin. Also folgen wir dem Pfad vorbei an den ersten Automassen und suchen uns einen Stellplatz ein wenig weiter und keine 15 m entfernt vom Wasser. Die Adria ist herrlich klar - genau so, wie man es erwartet hat. Und auch der felsige Strand entspricht im ersten Moment den Vorstellungen. Also schnell umgezogen und hinein ins wirklich schöne und wohl temperierte Wasser um die Enttäuschung mit den Schwierigkeiten bei der Wegfindung und der Tatsache, daß wir hierhin von unserer Ferienunterkunft schon länger unterwegs sind, als geplant, zu vergessen. Nach dem die erste Euphorie etwas abgeklungen ist, kommt aber auch schon die erste kleine Ernüchterung: die Felsen im Wasser sind extrem rutschig, so daß man immer wieder nach halt suchend selbst in Badeschuhen ausrutscht. Aber für den ersten Badespaß nach eineinhalb Tagen Autofahrt ist es hier mehr als erholsam. Für den Rückweg wollen wir nach einer Alternative suchen, denn die Sandpiste vom Hinweg kommt uns doch so vor, als wäre es nicht der direkte und vor allem wirklich "offizielle" Weg. Aber auch auf dem Rückweg geht die asphaltierte normale Straße bereits nach wenigen Minuten unvermittelt in eine ebenso staubige Sandpiste (blau) über.

Bale
Bale
Unser erster Kontakt zur Adria
Unser erster Kontakt zur Adria
Kristallklares Wasser der Adria
Kristallklares Wasser der Adria
Am nächsten Morgen fragen wir bei der Familie im Nachbarappartement nach, ob sie uns nicht einen lohnenden Zugang zum Meer empfehlen können und so geht es Richtung Rovinj zu einem weiteren Campingplatzzubringer (Veštar). Nach etwas Verunsicherung, einer weiteren staubigen Schotterstraße und dem beherzten links liegen lassen der ersten Meerzugangsmöglichkeit, die noch nicht die verhoffte Einsamkeit verheißt, kommen wir ans Ende des Weges und einer wirklich verlassenen Bucht. Hier ist man wirklich unter sich und nur sehr wenigen anderen Besuchern - nicht so, wie in anderen Reiseberichten wo eine Badestelle schon als leer und nicht überfüllt hochgejubelt wird, wenn zwischen den einzelnen Handtüchern noch ein weiteres paßt. Sogleich okkupieren wir eins der Felsenplateaus, die ganz M.s Vorstellung entsprechen und begeben uns in Wasser. Aber hier heißt es besonders aufpassen: die Felsen sind messerscharf und es dauert nicht lange, bis einer ausrutscht oder von der leichten Brandung umgeschubst wird und sich eine Abschürfung zuzieht. Auch im Wasser drin wird es schwierig, an einer Stelle einfach nur entspannt zu stehen und mit Tabea zu spielen: Immer wieder rutsch man von den größeren Felsbrocken in einen Spalt ab und findet keinen Halt. Nicht schlecht staunen wir, als unsere Badeutensilien langsam drohen naß zu werden, da es auch hier ein wenig Ebbe und Flut gibt, woran wir gar nicht gedacht hatten. Als wir das nächste mal hierher kommen, sinkt meine Laune angesichts der zugezogenen Wunden an den scharfkantigen Felsen auf den Gefrierpunkt. Vielleicht hätten wir die Stelle ein paar Mater weiter am Auto ausprobieren sollen, denn auf dem Rückweg sehen wir, daß dort wohl eher große Kiesel liegen und es eventuell angenehmer sein könnte hier hineinzugehen - wir werden es aber nicht mehr feststellen.

Mit ungewohnt hohem Aufwand finden wir dann auch mal einen Supermarkt in Rovinj. Zwar ist alle naselang einer ausgeschildert, aber diesen finden findet M. erst Tage später. Wir decken uns mit dem notwendigen ein und wollen bei der Gelegenheit auch gleich ein regional-nationales Produkt testen - vielleicht entdecken wir ja die ultimative Köstlichkeit. Beim Abendbrot kommt das Grauen: der Aufstrich entpuppt sich als Feigenmus mit Schokoladencreme und Pfefferminz - süß-klebrige Zahnpasta fürs Brot.

Einsamer Strand mit messerscharfen Felsen
Einsamer Strand mit messerscharfen Felsen
Auf der Suche nach der Sehenswürdigkeiten: Wir begeben uns auf eine Entdeckungstour durch Istrien. Schon bei den Reisvorbereitungen fiel mir auf, daß es anscheinend in Istrien nicht viel sehenswertes gibt und selbst die Geocachesuche ist hier ziemlich langweilig, da es nur sehr wenige und eher uninteressante gibt. Natürlich verzeichnet jeder Reiseführer über Jugoslawien und Istrien jede noch so kleine Dorfkirche und die größeren Städte sind auch alle gelistet, doch wirklich Interessantes ist irgendwie kaum dabei, wenn man nicht bei jeder verwinkelten Gasse und jedem Glockenturm ehrfürchtig ins Schwelgen kommt und auch sein siebeneinhalbjähriges Kind nicht langweilen will. Auch die Naturschönheiten scheinen sich mehr oder weniger auf den Nationalpark Plitvicer Seen zu beschränken, die aber von unserem Ort zu weit entfernt liegen. Trotzdem soll die übrige Landschaft natürlich auch pittoresk, traumhaft, urwüchsig und sehenswert sein - wer schon mal die Provence gesehen hat, kann über derartige Phrasen nur den Kopf schütteln und milde lächeln: die Macchia ist allgegenwärtig und wird nur gelegentlich von kleinen Kulturanpflanzungen und vereinzelten Olivenhainen in der Gegend um Vodnjan unterbrochen. Immerhin soll es bei Pazin einige sehenswerte Wasserfälle geben. Leider läßt sich, obwohl wir ja im GPS-Zeitalter leben, deren genaue Position im Internet nicht ermitteln und die Reiseführer kennen diese auch nicht wirklich, aber nach einigen Recherchen glaube ich doch immerhin zwei von ihnen einigermaßen lokalisiert zu haben. Zwar befürchte ich, daß es sich angesichts der Trockenheit eher um dünne Rinnsale handeln wird, aber so haben wir wenigstens ein Ziel, das wir Tabea vermitteln können. Zuerst soll es der Wasserfall Zarecki Krov sein. Obwohl ich mehrere Beschreibungen gelesen habe, die immer irgendwie ähnlich hilflos klingen ("nach dem Ortsendeschild kommt … und dann noch ca. x Meter und links durch ein Gebüsch"), wagen wir einen Versuch. Wir geben auch nicht so schnell auf, doch offenbar sind meine Versuche diese Angaben in Geokoordinaten umzusetzen völlig schief gelaufen und auch die textlichen Beschreibungen die wir dabei haben, führen nicht zum Ziel. Entnervt geht es dann weiter zu Istriens höchstem Wasserfall Sopot. Einem Ziel, bei dem der lokale Tourismusverband doch daran interessiert sein sollte, den Gast hinzuführen. Auch hier gab es Wegbeschreibungen wie "…dort geht dann der Weg hinein Richtung eines Tales. Irgendwann stößt man auf den Wegweiser. Man musste schon gut schauen, um den Wegweiser zu finden". Vertrauenerweckend für ein solches Ausflugsziel und angesichts des Umstandes, das die Region ja nicht wirklich was zu bieten hat, sollte man doch meinen, daß wenigstens das wenige zu finden ist. Auch hier habe ich versucht anhand der Beschreibungen und der Geokoordinaten der Bilder bei Panoramio usw. den genauen Standort im Vorfeld zu ermitteln. Irrigerweise habe ich mich hierbei wieder von den zahlreichen Straßen bei Google Maps und TomTom sowie den Internetbeschreibungen zu der Annahme verleiten lassen, es gebe einen fahrbaren Weg dahin. In der Zielregion in etwa angekommen, begehen wir den Fehler, daß wir auf die gelben Hinweisschilder hereinfallen. An mehr oder weniger jeder Kreuzung stehen diese Richtungsschilder (an einer Seite geschwärzt um einen Pfeil zu symbolisieren). Wie wir aber heute lernen werden, handelt es sich dabei mitnichten um den Wegweiser zu einem Dorf sondern so werden hier die kleinsten Weiler bzw. einzelne Gehöfte ausgeschildert - der Weg dorthin muß keineswegs unter üblichen Gesichtspunkten befahrbar sein. Als TomTom uns also anweist, links abzubiegen, leisten wir Folge - immerhin stimmt das mit unseren Erwartungen und der groben Himmelsrichtung (Osten bzw. "nach oben") überein. Kurz darauf endet aber die geteerte Straße und geht über in einen groben Schotterweg. Da steht zwar ein Durchfahrtsverbotenschild mit einem langen Text, aber das ignorieren wir einfach. Noch stimmt die Richtung und auch TomTom ist still. Bald darauf wird der Weg aber immer schlechter und die tatsächliche Position weicht zunehmend von der Route im Navi ab. Aber gut, es gab ja keine Abzweigung die wir hätten verpassen können und das Kartenmaterial ist eben mal wieder fehlerhaft - früher oder späte wird die Realität schon wieder mit der Navikarte übereinstimmen. Leider wird der Weg noch ungemütlicher und endet dann an einem der besagten Gehöfte. Trotz sich ausbreitendem Unwillen fahren wir ein Stück zurück und nehmen die Abzweigung, die wir zuvor rechts haben liegen lassen, da der Weg dort noch ungemütlicher erschien. Abwärts geht's… bis zum nächsten Hof und dem Ende der "Straße". Au backe. Das kann was werden, die Steigung angesichts der vielen Steine wieder hochzukommen. Für den durchschnittlichen PKW wäre wohl schon viel früher Schluß gewesen aber meinem Bus habe ich die Hinfahrt zugetraut, also muß ich auch zurückkommen. Mit Anlauf schlittern wir den Weg hoch und um die Kurven um ja nicht an Schwung zu verlieren. Laut prasseln die Steine gegen den Unterboden und Tabea sieht gar nicht glücklich aus. Sobald es möglich ist, halte ich und wir versuchen sie zu beruhigen: "sind doch nur Kratzer, da passiert nichts". Später wieder in Deutschland sehe ich mir den Unterboden genauer an und stelle fest, daß die Motorwanne heftig gelitten hat und verbeult ist - dazu ist sie ja da. Eine andere Frage die mich bei diesen Pisten beschäftigt, ist, ob es sinnvoll war vor dem Urlaub die neuen Reifen aufzuziehen und so viel Grip und Profil für kleine Steinchen zu haben oder ob man die alten hätte nehmen sollen, um diese dann anschließend, gut abgenutzt und am Ende ihres Lebenszyklus angekommen, zu entsorgen. Wieder auf der Hauptstraße angekommen, haken wir das Thema Wasserfall in Istrien ab. Zwar sehen wir im vorbeifahren in Gračišće noch das unauffällige Hinweisschild auf den Wanderweg des Heiligen Simeon, der zum Wasserfall führen soll, doch darauf haben wir keine Lust. Erstens wird der Wanderweg mehrere Stunden in Anspruch nehmen, worauf wir weder Schuh- noch verpflegungsmäßig eingestellt sind, noch haben wir Lust bei sengender Hitze eine weitere Pleite kroatischer Beschilderung von Wegen zu Sehenswürdigkeiten kennenzulernen und dann durch die Pampa zu irren.
So fahren wir weiter hinein ins Blaue und kommen via Krsan weiter nach Norden sn den westlichen Eingang des Učka Tunnel. Dieser unterquert den Höhenzug des gleichnamigen Gebirgsmassiv in Richtung Rijeka und stellt für den Reiseverkehr sicher eine enorme Erleichterung dar. Wir bleiben auf der Landstraße und erleben in zahlreichen Serpentinen und Steigungen, wie mühsam früher dieser Weg gewesen sein muß, wenn man in einer einzigen Kolonne von Wohnwagengespannen gen Küste hier festhing. Zufällig stolpern wir über die Quelle Voda Josipa II. So etwas haben wir schon sehnsüchtig vermißt und sogleich erfrischen wir uns in dem eiskalten Wasser und füllen einfach aus einer Laune heraus unsere Wasservorräte. Keine zwei Kurven später kommen wir in ein kleines Dörfchen an einen Wegpunkt, von dem man aus wohl (wie wir diesmal aus eigener Schuld erst am Abend feststellen), zu Fuß oder auch mit dem Auto bis auf den Berggipfel Vojak gelangen kann. So fahren wir weiter und sehen, wie die örtliche Gastronomie am sterben ist, da die Massen von Touristen nun durch den Tunnel strömen. Auf der Abfahrt windet sich die Straße in weiteren endlosen Kehren immer weiter hinab bis nach Icici und wir erhaschen viele schöne Ausblicke auf die Bucht und die Inselgruppen, die von Bodendunst umgeben sind. Als wir in Icici auf die Hauptstraße stoßen, packt uns aber gleich wieder das Grauen: Hier liegen die Touristenmassen am "Strand". Dabei ist es nicht dir drangvolle Enge, die uns erschreckt, sondern die Liegefläche auf der sich alle tummeln: komplett betoniert bis zum Wasser. Tabea allerdings besieht sich das ganze aus einem anderen Blickwinkel: Hier sieht sie endlich das, was sie die ganzen Tage so vermißt und begehrt: Kinderspielspaß in Form von Tretbooten, Wasserspielburg, Rutsche usw. Gut, die bisher von uns gefundenen Badestrände waren auch nicht paradiesisch aber will man wirklich hier liegen? So fahren wir weiter die Küste entlang nach Süden und kommen an vielen schönen Häusern im Jugendstil vorbei. Die ganze Szenerie erinnert stark an die südfranzösische Küste zwischen Fréjus und Saint-Tropez. Auch diese Region hatten wir ursprünglich als Reiseziel in Erwähnung gezogen. Wobei die Unterkunft ein Stück westlich gelegen wäre und wir schon beim Studium der Karten erkannt hatten, daß wir dann hier in die Gegend zum baden hätten fahren müssen. Zum Glück erschien uns der Weg als zu weit, um ihn mehr oder weniger täglich zurückzulegen, denn an gemütliches Baden gehen ist hier gar nicht zu denken. Die Küstenstraße windet sich zwar idyllisch aber eben nicht auf Meereshöhe, sondern ca. 50 bis 100 Meter höher. In den ersten Kurven südlich von Lovran sieht man immer Autos in den Kurven am Straßenrand parken und bald wird uns klar: anhand der Zahl der Autos kann man erkennen, ob und wie lohend die Badestelle unterhalb der Böschung ist - viel Platz gibt es hier nirgends und noch weiter südlich gibt es wohl nur noch in den Orten kleine Zugänge zum Wasser. Auf der einen Seite liegt dann der Campingplatz direkt neben der Straße und alles drängelt mit Sack und Pack quer durch den Verkehr zur Badestelle. Wirklich herrlich ist dann das Kap Mašnjak und die Bucht von Plomin. Das Wasser ist smaragdgrün-blau und bildet einen schönen Kontrast zu den grünen Hügeln mit ihrem hellen unteren Küstenstreifen. Kein Wunder, daß sich hier mehrere Aussichtspunkte und ein Gastronomiebetrieb befinden. Nach einem kurzen Halt und der notwendigen fotografischen Dokumentation geht's weiter und uns trifft der Schlag: unmöglich, grotesk, wie kann man nur, das gibt's doch nicht! Fassungslos trete ich auf die Bremse und halte auf dem Schotterstreifen an. Den Anblick muß ich erst einmal verdauen und dann fotografieren - das glaubt doch sonst keiner (immerhin hält es auch sonst keiner bei seinem Reisebereicht oder im Reiseführer für erwähnenswert). Dort, am Ende der Bucht, wo man vielleicht ein (mehr oder weniger häßliches) Ferienressort mit Marina erwarten würde, damit die Tagestouristen sich ein Tretboot oder Jetski ausleihen, um die schöne Natur auch von der Wasserseite zu genießen, befindet sich ein gigantische Kohlekraftwerk - mitten an der schönsten (und nicht viele Plätze werden dieses Prädikat von mir in Istrien bekommen) Stelle weit und breit. Und nicht genug damit: In der Bucht befindet sich noch eine gigantische Anlegestelle für die Kohleschiffe und gekrönt wird das ganze von einem pervers gigantischen Schornstein (welch ruhmreiche Auszeichnung: das höchste Bauwerk Kroatiens), der einzig dazu da zu sein scheint, um den auspustenden Dreck so hoch wie möglich in die Luft zu entlassen, damit dieser über die Hügel, welche das Tal ringsum umgeben, abziehen kann. Ich bin einfach fassungslos und kann es nicht glauben, denn aus meiner Sicht hat Kroatien bisher wirklich nicht viel zu bieten gehabt, was einen Urlaub in dieser Region lohnenswert macht und wenn man dann noch derart die Landschaft verschandelt, lockt man doch keine Touristen, die mehr als nur die Campingplätze bevölkern, in ein Land.

Olivenhain
Olivenhain
Steinhaus
Steinhaus
 
Infotafel Quelle Voda Josipa II
Infotafel Quelle Voda Josipa II
Kap Mašnjak und die Bucht von Plomin
Kap Mašnjak und die Bucht von Plomin
Kraftwerk in der Bucht von Plomin
Kraftwerk in der Bucht von Plomin
 
Zur Erholung soll wieder ein Tag am Meer herhalten. Wir fahren wieder nach Barbariga und stellen uns auf den mehr oder weniger offiziellen Parkplatz von dem man aus zu dem wirtschaftlich mehr erschlossenen Strandabschnitt mit Strandbar und Spielspaßangebot kommt. Im vorderen Bereich neben der Bar geht es uns auf den Kieseln zu voll zu und wir begeben uns weiter nach hinten. Dort legen wir uns wie die anderen Gäste zwischen die schon erwähnten buschigen Bäume auf den Waldboden. So in unmittelbarer Nähe zur Küste auf dem kühlen und ganz leicht feuchten Boden im Gebüsch zu liegen, befremdet uns zwar, ist aber nicht schlecht. Das Wasser hier ist wieder herrlich klar und der Meeresgrund besteht aus einer einzigen großen im wesentlichen glatten Felsenplatte. Leider bringen die gekauften Surferschuhe nicht die erwünschte Trittfestigkeit und man muß beim hineingehen sehr aufpassen, nicht auszurutschen (zukünftigen Urlaubern sei geraten, aus dem heimischen Sportfachgeschäft wirklich gute und bis zum Knöchel geschlossene Badeschuhe mit harter Sohle mitzubringen). Aber schon nach wenigen Metern wird es tiefer und der Boden ist etwas rauer. Allerdings haben sich hier abertausende von Seeigeln niedergelassen. Der ganze helle Boden ist von dunklen Punkten überzogen. Vorsichtige Tastversuche mit den Füßen gaukeln einem vor, die Schuhe seien stabil genug um vor den Stacheln zu schützen und so waten wir zwischen den Stacheln hindurch. Solange man schwimmt oder auf der Luftmatratze liegt, läßt es sich hier gut aushalten und ich versöhne mich mit der Natur und dem Land. Doch leider bleibt es bei der Harmonie nicht: Beim herumtoben trete ich dann doch irgendwann in einen Seeigel und dessen Stacheln gehen direkt durch den Schuh tief in den Fuß. Aufgeschreckt und mit Tabea und dem davon treibenden Boot (welches später von anderen Gästen weiter entfernt geborgen wird) etwas überfordert schwanke ich herum und trete in weitere Stachel. Vorbei ist die gute Stimmung. Am Abend versucht meine persönliche Notärztin mich medizinisch zu versorgen und mir die Stachel aus dem Fuß zu popeln. Vergebens, denn auch die Betäubungspflaster wirken nicht und auf eine Vollnarkose haben wir dann doch keine Lust, nur um die immer wieder abbrechenden Stachel zu entfernen. So humple ich die nächsten Tage ein wenig und warte darauf, daß die Stachel mit der Zeit von alleine herauskommen. Tabeas Highlight stellt eine einstündige Fahrt mit dem Tretboot dar. Von der bootseigenen Rutsche geht's direkt ins Meer und nach anstrengenden hineinklettern (eine kleine Leiter am Bootsrand wäre nicht schlecht) immer wieder hinein. Ich hätte mir ja gerne mal einen Jetski ausgeliehen oder Bananaboot gefahren, aber derartige Angebote gibt es hier nirgends bzw. sie werden nicht gerade auffällig beworben. Wirklich lohenswert ist hier an den Küsten aber das Schnorcheln. Da das Wasser so klar ist, bekommt man wirklich was zu sehen und vor allem im Seeigelgebiet macht das tauchen nach leeren Seeigelgehäusen Spaß. Es dauert eine Weile, bis Tabea begreift, das vom dem schwarzen Stacheltier so ein Gehäuse übrig bleibt. Auch eine große Schnecke und eine schöne perlmuttfarbene Muschel hole ich herauf.

Amphitheater Pula
Amphitheater Pula
Amphitheater Pula
Amphitheater Pula
In der Nacht hat es geregnet, der Morgen ist etwas grau verhangen und die Luft kühler als sonst; gute Bedingungen für einen Bummel durch die Stadt Pula. Das denken sich wohl auch andere, denn von Vodnjan kommend stehen wir schon lange vor dem Ortseingang im Stau, vor dem auch per dauerhaftem Straßenschild gewarnt wird, der also keine Seltenheit sein kann. Da ich mal wieder nicht angeschnallt bin, verwundert es mich auch nicht sonderlich, als gegenüber ein Polizist auf seinem Motorrad hält und uns nach rechts rüber in eine Seitenstraße winkt. Aber weit gefehlt: der gute Mann will nur den Stau auflösen und schickt uns auf eine Alternativstrecke, die zwar nicht ausgeschildert ist, aber uns dafür direkt zum Hafen und unserem eigentlichen Ziel dem Amphitheater bringt - das hätten wir auf der Hauptstraße nicht so schnell gefunden. Zumal wir nun auch gleich an einem Parkplatz vorbeikommen. Die Stadt ist drängend voll und wir reihen uns in die Scharen von Touristen ein, die die Ruinen bestaunen. Es geht einmal herum und Tabea will auch unbedingt rein, obwohl wir ahnen, daß drinnen dann auch nicht viel mehr zu sehen sein wird. Also schauen wir erst einmal nur in den Souvenirshop und belatschen Tabea, erst einmal durch die Stadt zu wandern und dann am Ende hier hereinzugehen, wenn sie dann noch mag. Die Fußgängerzone finden wir problemlos dank des Herdentriebs und so kommen wir an den Sehenswürdigkeiten wie dem Apollotempel vorbei. Irgendein besonderes Mosaik finden wir aber schon wieder nicht, da der Guide auf der kostenlosen ADAC-Karte zu ungenau ist und die Beschilderung zwar irgendwo hin weist, nur nicht zum Ziel. Die angeblich beeindruckende Markthalle enttäuscht uns hingegen eher, zumal auf dem Markt nichts mehr los ist. Nach dem Mittagessen zieht es uns hinauf zum Kastell. Der Eintritt ist wirklich billig und drinnen ist Tabea ganz und gar davon begeistert mit alten Haubitzen und MGs imaginäre Feinde abzuschießen - auch wenn wir davon weniger angetan sind, lassen wir ihr den Spaß und schauen uns ein wenig in dem bescheidenen Nautikmuseum und der Fotoausstellung um. Anschließend drehen wir eine Runde auf der alten Festungsmauer und klettern auf den verfallenen Turm. Erstaunlich, wie marode dieses Betonbauwerk aus einem der letzten Kriege doch ist, wenn man es mit den soliden Mauern des so viel älteren Kastells vergleicht. Draußen spielt Tabea noch kurz Slim Pickens alias Major Kong und turnt auf den aufgereihten Kanonen herum und wir lassen den Blick über Pula schweifen. Auf dem Weg zurück zum Amphitheater ist Tabea dann (wie erhofft) auch müde und so geht es direkt zum Auto. Aber nicht ohne auf dem Weg noch bei den Ausflugsbooten zu schauen und mit Infomaterial versorgt zu werden.

Pula
Pula

Eine solche Bootstour rund um die Inseln des Nationalparks Brijuni planen wir für die nächsten Tage. Der Preis ist zwar für kroatische Verhältnisse für zweieinhalb Personen inklusive Essen nicht gerade günstig (550 Kuna/75 Euro), doch wir brauchen dringend noch einen Höhepunkt und Tabea ist ganz versessen auf die Fahrt (vielleicht auch weil die Dame vom Infostand so nett zu ihr war). Da die Fahrt auch die Möglichkeit eine Möglicht zum baden vorsieht, sind wir entsprechend bepackt. Zusammen mit den anderen Teilnehmern werden wir auf dem Kahn am Tisch ziemlich zusammengepfercht. Vorbei geht es an der Werft von Pula hinaus zu der Inselgruppe. Zu sehen gibt es eigentlich nicht viel, aber das ahnten wir schon im Vorfeld. Einige Leuchttürme ziehen vorbei und zahlreiche Bunker- und Wehranlagen sind auf den Inseln zu sehen. Ansonsten bietet sich das gleiche Bild, das man auch so schon von der Küste kennt: grüner Macchiawald mit hellem Steinrand zum klaren Meer hin. Irgendwo dahinten kann man die Residenz von Tito sehen - ebenso spannend wie ein Blick auf die zwei neuen Hotels auf einer anderen Insel. Da die nette Dame vom Verkauf uns so blumig erzählt hatte, daß wir an einer Insel mit vielen Möwen vorbeikommen, hatten wir vorsorglich ein altbackenes Brot zum füttern dabei. Notwendig war das sicher nicht, denn die Reste vom Mittagessen wurden von der Besatzung einfach über Bord geschmissen. Sicherlich das beste, was man mit dem Zeug machen konnte, denn es war schon eher eine Frechheit es uns zu servieren. Es gab entweder einen gegrillten Fisch oder ein Hamburgerpatty. Dazu mit Essig angemachten Weißkohl, Brot und etwas zu trinken. Für die Kinder war nicht einmal Ketchup vorgesehen und so verwundert es auch nicht, daß es diese ominöse Insel der Möwen gibt: die wissen genau, wann Futter kommt. Nachdem das Brot fleißig verfüttert war, flog aus Versehen auch gleich der Stoffbeutel beim ausschütteln der Krümel hinterher - Tabea kriegte sich angesichts ihres Fauxpas, trotz unserer Beteuerungen, daß dies nicht so tragisch sei und wir eher die Umweltverschmutzung als den Verlust mißbilligen, kaum wieder ein. Immerhin hatten wir tags zuvor im Aquarium ja erfahren, wie lange ein solcher Stoffbeutel im Meer braucht, bis er sich zersetzt (waren es fünf Monate?). Nach dem unsäglichen Essen steuerte der Käpt'n die Badeinsel an. Voll ist gar kein Ausdruck. Nach der Landung versuchen wir den Trubel etwas zu umgehen und kommen an eine ein klein wenig weniger überfüllte Badestelle. Meine Vorstellung, daß, wenn man schon per Schiff zum baden gekarrt wird, die avisierte Stelle traumhaft und einmalig sei, zerschlug sich im Wind. Im Grunde handelte es sich um einen Küstenstreifen, wie wir ihn jeden Tag überall in Istrien finden. Aber gut, jetzt erst einmal ins Wasser und erfrischt. Anschließend kann man um so besser über die Leute lästern, die wie als Volkssport aus Stöckern kleine Sonnendächer basteln, anstatt sich einfach ein paar Meter weiter in den (zugegebenermaßen eher seltenen) Schatten eines Baumes zu legen. War das Boot bei der Hinfahrt schon voll ist es kein Vergleich zu dem, was am späten Nachmittag abgeht, wenn alle Badegäste wieder eingesammelt werden. Alles in allem hätte man sich den Ausflug eigentlich sparen können.

Kastel Pula
Kastel Pula
 
Ausflugsboot
Ausflugsboot
Mehr bot da schon der Besuch des Aquariums in Pula. Dies befindet sich in einer alten Befestigungsanlage. Schon vor Tagen hatten wir ein solches Fort anschauen wollen. An der Küste, die wir ja eigentlich von Bale kommend über die schon erwähnte Verbindungsstraße, welche dann aber am Campingplatz endet, erreichen wollten, soll so eine Anlage liegen (Tvrđava Barbariga). Im Internet gibt's auch Fotos und Berichte von Leuten, die es gefunden haben. Aber auf unserer Entdeckungsfahrt am Ankunftstag sind wir ja nicht einmal in die Nähe gekommen und auch die kleinen Versuche zwischendurch waren immer erfolglos. Eines morgens begeben wir uns noch mal gezielt auf die Suche. Von links kommend, von rechts, über fast unpassierbare Buschwege - keine Chance. Also parken wir so dicht wie möglich an der Küste bei einer Badewiese und machen uns zu Fuß auf. Querfeldein geht es über das halb abgesperrte Gelände eines alten Ferienlagers oder Militärcamps zur Küste von wo wir auch die Festung erspähen können. Doch nach dem wir eine Stunde in der aufkommenden Hitze über die Küste gekraxelt sind, wird es zur Gewißheit: es ist kein (legales) rankommen; zumal wohl vor nicht allzu langer Zeit ein neuer Maschendrahtzaun gezogen wurde, der noch im perfekten Zustand ist und wir diesen respektieren wollen. Also ziehen wir wieder mal frustriert ab und haben eine weitere erhoffte Sehenswürdigkeit nicht zu Gesicht bekommen. Aber zurück zum Aquarium: Ausnahmsweise finden wir es problemlos und entdecken so nebenbei auch, wo sich die Touristenmassen aufhalten und wo es die ganzen typischen Strand- und Freizeitaktivitäten gibt, die wir doch etwas vermissen, denn das Fort befindet sich mitten in einer Ferienanlage. Beim Anblick des übervollen Strandes habe ich den starken Eindruck das Bild aus einem der gewälzten Reisekataloge zu erkennen - inklusive der Rutsche für dessen Benutzung man selbst als Hotelgast extra zu bezahlen hat. Das Museum an sich ist nichts weltbewegendes, doch kann man hier gut ein bis zwei Stunden verbringen und so ganz nebenbei auch das Fort besichtigen. Hier ist vor allem der lange Tunnelgang hinab zum Außengelände und der Cafeteria eindrucksvoll. Bei den Fischen faszinieren vor allem die offenen Becken, in die man vorn oben hereinschaut. Die kleinen Haie, die schnappend an der Oberfläche entlang paddeln, faszinieren uns besonders. Das angepriesene Streichelbecken können wir nicht sicher identifizieren. Wir vermuten, es soll das offene Becken in Schiff-Form sein, doch deutlich wird das nicht und wirklich was zum streicheln oder anfassen sehen wir darin nicht, denn den großen Hummern wollen wir nicht unsere Finger reichen. Im Ferienkomplex haben wir noch die Werbung für ein Wassertaxi gesehen, welches einem zu einer Höhle bringt. Eine genaue Angabe des Startortes fehlt zwar, doch wir wagen es mal wieder und begeben uns auf die Suche. Kurz vor dem Campingplatz in Stoja werden wir fündig. Leider kann man auf den Fotos am Anlegen nicht viel erkennen und so beschließen wir kurz zu warten, denn die letzte Tour müßte eigentlich bald zurückkommen. Die aussteigenden Gäste befragen wir dann und nachdem wir erfahren, daß neben der Höhle auch noch ein Strand zum baden besucht wird, beschließen wir die Fahrt mitzumachen. Allerdings erfahren wir, daß dies so spontan nicht möglich sei und erst in ein paar Tagen wieder freie Kapazitäten existieren. Schade, dann eben mal wieder nicht. Also machen wir uns weiter auf den Weg zum Nationalpark bzw. Naturschutzgebiet auf der Halbinsel bei Premantura am Kap Kamenjak. Hier soll man gegen kleines Geld hineinfahren und sich dann einen Platz zum wilden parken suchen dürfen, um anschließend ins Meer zu springen. Wir folgen der Hauptstraße und passieren den Ort um dann mal wieder an einem Campingplatz aufgehalten zu werden. Für 55 Kuna (7,50 €) dürften wir drei mit Auto auf den Platz als Tagesgäste. Das ist aber eigentlich nicht, was ich dachte. Aber die freundliche Dame erklärt wie wir zum eigentlichen Parkeingang kämen. Dort ist es auch ein wenig billiger. Trotzdem werden wir nicht hineinfahren, denn die Betreiber haben sich eine extra Gebührenklasse für VW-Busse ausgedacht und auch wenn es sich eher um Pfennigbeträge handelt, boykottiere ich diese nicht begründbare Abzocke nach lautem Protest. Vielleicht verpassen wir wegen meiner Sturheit so das schönste Naturerlebnis Kroatiens mit dem herrlichsten Strand - recht daran glauben mag ich angesichts der zahlreichen Enttäuschungen bisher allerdings nicht. Um wenigstens noch ein wenig Wasser an die Haut zu bekommen, halten wir auf dem Rückweg in der Bucht von Medulin. Direkt neben der Straße kann man (fast schon im Wasser) parken. Hier ist das Meer zwar trüber und bei weitem nicht so kristallklar wie sonst, aber dafür ist es aufgrund der großen Kiesel im Wasser viel angenehmer hineinzukommen.

Leuchtturm im Nationalpark Brijuni
Leuchtturm im Nationalpark Brijuni
 
Markthalle in Rovinj
Markthalle in Rovinj
Kirche Sveta Eufemija (Hl. Euphemia) in Rovinj
Kirche Sveta Eufemija (Hl. Euphemia) in Rovinj
Es wird Zeit Abschied zu nehmen und dem Land Lebewohl zu sagen. Wir beschließen den Urlaub in Rovinj ausklingen zu lassen. Am frühen Abend fahren wir hin und finden mehr oder weniger durch Zufall auch zum Schiffereihafen und dort einen Parkplatz. Als notorischer Parkplatzgebührenverweigerer beschließe ich hier doch einmal zu blechen, denn an zahlreichen Autos sehen wir Parkkrallen, wobei ich Tabea erst einmal das Prinzip erkläre und dabei noch denke, was wohl passiert, wenn man diese übersieht und einfach losfährt, denn nicht an allen Autos sind die Hinweisaufkleber wirklich deutlich angebracht. Wir flanieren entlang des Hafens Richtung Altstadt und gönnen Tabea noch eine Runde Trampolin, währenddessen ich einen kleinen Bummel entlang der Stände am Marktplatz mache. Neben etwas Obst und Gemüse wird hier von schätzungsweise zehn Anbietern an jedem Stand der gleiche Touristenmüll verhökert. Da jede Olivenölflasche und jedes Honigglas den gleichen Aufkleber ziert, dürften die Produkte weit entfernt von regionalen Spezialitäten und eher Massenware sein. Zumal wir den gleichen Honig (die Sorte Kastanie ist wirklich wohlschmeckend und erinnert mich stark an unsere Einkäufe in Frankreich) schon im Supermarkt günstiger erstanden hatten. Wieso überall getrockneter Lavendel verkauft wird und wo dieser her stammt, bleibt wohl auch ein ungelöstes Rätsel, denn nirgends wird er angebaut und er taugt also auch kaum als Erinnerung an die unvergeßlichen Landschaftseindrücke. Die abbröckelnde und unansehnliche Fassade der Häuser die direkt am Meer liegen enttäuscht uns etwas, doch die Gassen hinauf zur Kirche führen sind wieder ganz idyllisch. Bei untergehender Sonne erriechen wir den Gipfel und genießen den Ausblick von hier. Abwärts geht es ein anderes Gäßchen vorbei an zahllosen kleinen Läden mit Kitsch und Kunsthandwerk. Wie auch die vielen anderen Besucher wollen wir nun nach Sonnenuntergang den lauen Sommerabend in einem Restaurant am Yachthafen genießen. Allerdings stellt es ein mittleres Problem dar, um diese Uhrzeit einen freien Tisch zu ergattern. Aber schließlich wird auch das was und wir beenden den Tag entspannt bei einer viel zu großen Portion Grillfisch und einem Grillteller.

Als Fazit bleibt bei diesem Urlaub leider nur ein "sobald nicht wieder". Schade, wir hatten wirklich gehofft in diesem Land etwas neues zu entdecken, um uns den vielen Reisenden anschließen zu können, die offenbar immer wieder gerne hierhin fahren. Aber für uns bleibt nur die Frage offen, was diese Leute an Kroatien (oder der Gerechtigkeit halber: an Istrien) so reizvoll finden und was wir einfach nicht gefunden haben oder was nicht zu unseren Urlaubsvorstellungen gehört. Weder die Landschaft hat uns fasziniert (wie fehlte es mir, einfach mal auf einer schönen Allee hinein in ein Dorf mit bemoostem Brunnen oder pittoresken kleinen Lädchen zu fahren und zufällig über einen kleinen Bauernmarkt oder einen einladenden Dorfplatz zu stolpern) noch haben die Ausflugsziele uns überzeugt und die mehr oder weniger enttäuschenden steinigen Meeresküsten gaben mir den Rest, obwohl ich ja sonst wirklich gerne ins Wasser gehe und steinige Flüsse liebe.

Gasse in Rovinj
Gasse in Rovinj
Rovinj: Sonnenuntergang am Hafen
Rovinj: Sonnenuntergang am Hafen