Ein Reisebericht der Erlebnisse von M. und Florian
Donnerstag, 7. August 1997, 18.00 Uhr. Endlich Feierabend. Nachdem meine Freundin
M. und ich noch ein bißchen Geld verdient haben, geht es nun endlich ab
in den Urlaub.
Die letzten Tage waren gefüllt mit Reisevorbereitungen:
Zuerst einmal mußte ein passendes Auto gekauft werden. Dies war ja
eigentlich schon früher geplant aber irgendwie wurde es immer nichts.
Entweder gab es kein passendes Gebrauchtwagenangebot oder die Preisvorstellungen
übertrafen das, was mein Geldbeutel akzeptieren konnte oder das Auto war
einfach nur noch Schrott. Ursprünglich hatte ich mit einem Barkas B1000
geliebäugelt. Schließlich hatte ich den schon mal zwei Jahre und war
eigentlich immer zufrieden. Zumal er einfach super billig in der Versicherung
eingestuft ist. Aber schnell mußte ich erkennen, daß ich keinen finden konnte.
Also was dann? Mit Freunden habe ich immer wieder hin und her überlegt.
Naja, schließlich wurde es doch ein VW Bus. DM 4.000,- war zwar die
oberste Schmerzgrenze, aber so hatte ich wenigstens ein "echtes" Auto, das
vielleicht etwas zuverlässiger als 'n Barkas ist und nicht immer Öl-Benzin Gemisch
benötigt. Den Spott der Freunde hatte ich mir eh schon zugezogen, als ich
erklärte, daß ich mit 'nem Barkas quer durch Frankreich wollte. Was davon
zu halten ist, werden wir später noch sehen...
"Bully" von Innen: Bett (zusammengeschoben und als Arbeitsplatte zum Kochen
umfunktioniert),
darunter das Vorratslager und auf den Vordersitzen unsere Klamotten. Auf den tagsüber
querliegenden
Matratzen versteckt sich M. hinter ihrem Buch.
Als nun endlich das Auto da war, mußte es noch schnell so umgebaut werden,
daß wir zu zweit darin schlafen konnten. Zum Glück ist der VW Bus nun
wirklich dafür ideal geeignet und so hatten wir nach wenigen Stunden ein
paar Bretter eingebaut, die man bei der Fahrt übereinander
und zum schlafen nebeneinander legen konnte
und darüber ein paar Matratzen. Praktischerweise
haben wir sogar einen Klapptisch.
Jetzt brauchten wir nur noch zu packen: Jeder eine Tasche voll Wäsche,
Werkzeug (sicher ist sicher), Schlafsäcke (warum haben wir eigentlich nicht
richtiges Bettzeug mitgenommen?) und Lebensmittel für drei Wochen (hauptsächlich
Konserven und Tütensuppen). Weil ich das schon immer praktisch fand, kauften wir
noch eine Kühlbox mit 12V-Anschluß, die wir als Kühlschrank für alle
verderblichen Lebensmittel benutzten und die uns gute Dienste leistete.
Erste Etappe noch heute Nacht:
Berlin-
München. Die erste Bewährungsprobe
für's Auto. Etwas mulmig ist mir ja doch dabei mit einem völlig unbekannten
Auto loszudüsen. Aber alles geht gut und mitten in der Nacht kommen wir bei
meiner Tante an.
Bis Montag früh bleiben wir in
München. Wir schauen uns mal wieder die Stadt an,
gehen ein wenig shoppen (ein
Stadtplan für Paris muß noch her), essen Schmalznudeln
am Viktualienmarkt, schlendern
durch den Englischen Garten und hasten durch einen Teil des
Deutschen Museums und sehen uns im
IMAX Der blaue Planet an.
Am Sonntag kraxeln wir noch ein wenig durch die Aplen.
Montag morgen. Jetzt geht es wirklich los: Auf nach Strasbourg.
Wir freuen uns auf Frankreich
(Frankreich-Info)
und sind froh, als wir die Grenze hinter uns lassen.
Nicht aber ohne vorher noch einmal zu tanken. So billig wird es wohl nie wieder
werden - egal wie teuer es hier gerade ist (auch hier haben wir uns
geirrt, wie sich noch zeigen wird).
Telefonkarten sind in Frankreich wichtig, denn es gibt kaum noch Münzetelefone.
Da wir was vom Land sehen wollen und es nicht eilig haben, meiden wir die
französischen Autobahnen. Außerdem würde uns das auf Dauer einfach zu
teuer werden. Auf Landstraßen kommt man in der Regel auch sehr gut voran.
Das liegt zum einen daran, daß es zu den meisten Autobahnen parallel eine
Schnellstraße gibt (aber Vorsicht vor den Bis-Strecken)
und zum anderen, daß die Franzosen eine recht rüde
Art haben mit der Natur umzugehen: Wenn ein Berg der Straße im Weg steht,
wird er entweder weggesprengt oder durchgraben.
Der Anfang unserer Reise verläuft wenig spektakulär: Wir durchqueren die
Vogesen Richtung Nancy und weiter nach St. Dizier. Irgendwann
wird es langsam Abend. Wir denken das erste mal daran, wo wir die Nacht
verbringen. Schließlich haben wir nicht ohne Grund auf ein Zelt verzichtet:
Wenn es sich anbietet, wollen wir nicht auf einem Campingplatz Geld ausgeben,
sondern uns irgendwo einfach hinstellen. Wenn man keinen direkt stört, hat
hier in der Regel keiner was gegen wildes Camping. Und schließlich sind wir
bestens ausgerüstet: Quasi Campingauto, 15 Liter Wasser in Flaschen und einem
Kanister, zwei Gaskocher usw. Im letzten Jahr hat das auch (fast) immer
sehr gut geklappt und damals noch mit Zelt. Einfach in eine kleine Straße
abbiegen und mal schauen, was die Natur für schöne Plätze bereithält.
Mit solchen Gedanken fahren wir gemütlich vor uns hin, als wir plötzlich in
unserem ersten Stau stehen... Was mag da nur los sein? Und warum wenden die
alle? Hm, was nun? Aber "schau mal da!": ein schmaler Weg geht direkt neben
uns ab und führt in einen Wald. "Versuchen wir 's?". Na klar, nichts wie rein.
Und siehe da: nach ein paar Windungen gelangen wir an einen kleinen Fluß
und finden eine schöne Stelle (waagerechte Stellplätze sind
wichtig, damit wir nachts nicht unfreiwillig übereinanderrollen und die Suche danach
wird uns immer wieder in Atem halten). M. geht
den Weg noch ein wenig zu Fuß weiter um sicher zu sein, daß nicht gleich
hinter der nächsten Biegung 'n Bauernhof o. ä. liegt. Alles klar! Der Fluß
sieht zwar nicht traumhaft sauber aus, aber mich lockt er doch. Nach der
langen Fahrt und bei dem schönen Sommerabend will ich mich ein wenig erfrischen.
M. schaut mir lieber zu, wie ich mich vorsichtig in die kalte Flut vortaste
und gegen die doch recht starke Strömung lehne. In der ungewohnten Umgebung
schlafen wir unruhig und wachen am nächsten Morgen früh auf.
Der Schokoriegel zum trinken: Lion. Kakaopulver mit Caramelgeschmack.
Nach einem gemütlichem Frühstück mit Kaffee und Tee und einem weiteren Bad im Fluß
geht es wieder zurück auf die Straße. Mittlerweile ist der Stau weg und
es geht zügig weiter. Wir folgen der N4 bis nach Paris. Die Landschaft
durch die wir fahren verändert sich stundenlang fast gar nicht: Riesige
Weizenfelder bis zum Horizont, nur ab und zu von ein paar Häusern oder
einer Kooperative unterbrochen und fast gar keine Bäume.
In alter Tradition suchen wir nach einem großen Supermarkt. In Frankreich
locken nicht nur die kleinen und gemütlichen Geschäfte, auch die riesigen
Supermärkte haben ihren Reiz: Vor jeder mittelgroßen Stadt gibt es ein
Gewerbegebiet ( Zone Industrielle oder Zone
d'Activité): häßliche Komsumtempel reihen sich aneinander und
mittendrin ein E. Leclerc, SUPER U, INTERMARCHÉ, Gèant etc.
Diese Supermärkte sind kaum vergleichbar mit deutschen Lebensmittelgeschäften.
Hier findet man einfach alles auf einer Fläche, auf der man sich ohne Kompaß
durchaus verlaufen kann. Abgesehen davon, daß hier auch am Samstag und
Sonntag geöffnet ist (aber Achtung: ggf. Mittagspause von 12.00 bis 15.00 Uhr).
Außerdem verfügen diese Märkte meistens auch über eine Tankstelle, die
wesentlich billigeres Benzin anbietet, als die üblichen. Preisunterschiede
von bis zu 1 Franc/Liter (100 FF = ca. 33 DM), also gut 30 Pfennig sind
durchaus üblich. Und da die Benzinpreise sowieso schon hoch sind
(ca. FF 4,- für Diesel und FF 6,- für Super - unser übliches "Benzin"
gibt's nicht), lohnt sich der Preisvergleich.
Also verbinden wir oft den Einkauf unserer Fressalien mit
einmal volltanken. Diesmal suchen wir allerdings nicht nur nach unserem täglichen Brot.
Auf bitten meiner Schwester halten wir nach Lion ausschau. Ihrer
Meinung nach Balsam für die Seele. Da wir ja noch einige Zeit im Land sein werden
kaufen wir erst nur eine Dose für uns. Innerhalb der nächsten Wochen werden
wir diese dann auch ziemlich alle machen, denn das Zeug macht wirklich
süchtig.
Der Tour Eiffel bei Dämmerung in Paris. Zur
Weltausstellung gebaut, um die Stadt zu beleuchten.
Am Nachmittag nähern wir uns Paris
(Reiseführer Paris I, Paris II) und
wir beschließen, daß es Zeit wäre den neu gekauften Stadtplan vorzukramen.
Doch wo ist er? Langsam werden wir hektisch, denn weit kann es nicht mehr sein
und wir können ihn doch nicht in München liegen gelassen haben? Endlich
finden wir ihn und keine zwei Minuten später sind wir auch schon da. Wir
finden uns mitten im Gewühle der Hauptstadt wieder. Der Verkehr hier scheint nur
was für verrückte und Überlebenskünstler zu sein. In halsbrecherischem
Tempo wird man überholt, blinken und bremsen tut man nicht. Im ersten
Moment erschlagen, gewöhnen wir uns doch recht schnell an die hektische
Fahrweise und passen uns den Gewohnheiten an. Und siehe da, es funktioniert
ganz gut. Zurück in Deutschland werden wir uns wohl erst wieder an
Pingeligkeit und Ordungsliebe gewöhnen müssen. Jetzt folgen wir einfach den
Massen und lassen uns durch die Stadt treiben. Überwältigt von den vielen
Eindrücken sehen wir Paris im Schnelldurchlauf. Um etwas Atem zu schöpfen
und weil wir gerade einen Parkplatz finden, stellen wir den Wagen in der
Nähe vom Eiffelturm ab, lösen ein Ticket (obwohl man uns davon abrät)
und laufen über den Parc du Champ de Mars zum Eiffelturm. Zu dessen
Füßen stehen in langen Schlangen Heerscharen von Touristen um zu einem
horrenden Preis nach oben fahren zu können. Wie noch öfter auf dieser Reise
sparen wir uns das Geld und haben nicht das Gefühl, dabei was zu verpassen.
Langsam wird es Zeit uns einen Schlafplatz zu suchen und so machen wir uns auf
den Weg. Zuerst suchen wir den Campingplatz direkt in Paris, doch dieser
ist hoffnungslos überfüllt. Auf dem Weg dahin kommen wir aber am
Hippodrome de Longchamp vorbei. Den ganzen Tag über fahren hunderte
von Radsportlern um die Trabrennbahn immer im Kreis - als hätten sie noch
nicht mitbekommen, daß die
Tour de France
schon vorbei ist. Hier entdecken wir
eine Trinkwasserstelle, an der wir erst einmal unsere Wasservorräte
auffüllen, bevor wir Paris verlassen. Da wir keine anständige Detailkarte
der Umgebung von Paris haben, irren wir durch die westlichen Vororte auf
der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Etwas genervt finden wir
dann endlich einen. Es sieht aus als würden sich hier am Wochenende die
örtlichen Dorfjugendlichen treffen - nicht gerade idyllisch, aber es reicht
für die Nacht. Wir machen uns was zu essen und gehen, begleitet von
fernen Trompetenklängen, schlafen.
Nach dem Frühstück und Geschirspülen suchen wir uns den Weg zurück nach
Paris. Auf der Autobahn (in der Umgebung von Großstädten oft umsonst)
kaufen wir eine detaillierte Karte. Paris: ein einziger Tag
für diese Stadt ist sicherlich vermessen, doch fangen wir einfach an
und entdecken die Stadt der Liebe. Parken tun wir außerhalb der
City an einer Métro-Station und zeigen gleich, daß wir uns schon
angepaßt haben: wir zahlen diesmal nichts für den Parkplatz. Auf dem
U-Bahnhof quälen wir uns durch das Liniengewirr und Preisinformationen.
Wir beschließen nach langem Zögern zwei Touristentickets zu kaufen. Wie
wir dann erfahren gibt es die hier nicht, sondern nur an der vorherigen Station.
Na gut, also zwei Fahrscheine dahin. Muß aber nicht sein, denn die eine
Station dürfen wir umsonst fahren. Nachdem wir dort nocheinmal nachgerechnet
haben, beschließen wir doch zehn Einzelfahrscheine zu holen. Jetzt aber los!
Montmatre mit Sacre Coeur. Die Kirche wurde gerade erst gereinigt
und strahlt deshalb so weiß.
Unser erstes Ziel soll der Montmatre mit Sacre Coeur sein.
Wir fahren bis zur Station Pigalle und landen zufällig im Rotlichtviertel.
Nach dem Moulin Rouge halten wir nur kurz ausschau, M. fällt aber
gleich der passende Song dazu ein. Zum Glück ist sie dabei, sonst wäre ich
vermutlich in einer der Videohöllen gelandet (von entsprechenden Kundenfängern
angesprochen) so läßt man uns in Ruhe. Nachdem wir durch die Gäßchen
hindurch zum Ziel gelangt sind, wollen wir uns erstmal etwas ausruhen.
Es ist noch recht früh, aber schon unerträglich heiß. Aber auf der Wiese darf
man nicht sitzen, wie einem schnell von der Parkwächterin klargemacht wird.
Also gehen wir die paar Treppen nach oben (wieder gespart: man kann auch mit
einer Kabinenbahn die ca. 50m Höhenunterschied zurücklegen). Die Kirche
sieht beeindruckend aus - wie aus Zuckerguß.
Wir schlendern noch etwas durch die Gassen und fahren
dann zum Place Charles de Gaulle mit dem Triumpfbogen. Von
dort laufen wir die Avenue des Champs-Élysées hinab.
Eigentlich hatten wir diese uns etwas anders vorgestellt. Statt gemütlicher
Cafés und exclusiver Modeboutiquen nur Burgerbuden und Touristenkram.
Vorbei geht's am Petit Palais zum Place de la Concorde
mit dem Obelisk und wieder zurück zum Triumpfbogen. Zwischendurch
holen wir uns im Pain au Pin zwei Baguettes. Wärend wir die
Kühle der Klimaanlage genießen grübeln wir über das Wortspiel des
Firmennamens. Am Arc de Triomphe angekommen, steigen wir wieder
in die Métro und fahren zum Auto.
Heute wollen wir auf einen
Platz. Mal wieder richtig Duschen etc. Der Pariser Campingplatz
ist immer noch voll. Also füllen wir an der bereits bewährten Stelle unseren
Wasservorrat auf und finden in Villennes s. Seine einen Campingplatz. Wir
brauchen zwar etwas um uns zu F 120,- durchzuringen, akzeptieren dann
aber doch. Immerhin sind die Duschen und Toiletten ganz gut. Dafür fährt
aller paar Minuten ein Zug mitten durch unser Bett. Zumindest ist es so laut
als täte er es.
Da wir Paris am Abend erleben wollen, fahren wir zuerst nach Versailles.
M. schwelgt in Erinnerungen an den Roman "Angelique", die jedoch
bald ernüchtert werden. Vorher sparen wir aber noch: diesmal die
Parkplatzgebühren direkt vor dem Palast. Wir suchen uns eine Querstraße
(direkt an der königlichen Obst- und Gemüsegärten)
und laufen das kurze Stück (auch wenn ich mich schon wieder beschwere, wie
weit das ist). Der Schloßplatz sieht beeindruckend aus, auch wenn die
Massen von Leuten den Eindruck etwas stören. Zum Glück wollen wir
nicht in das Schloß (nur um uns drei Zimmer anzuschauen). Erstens hätte
das wieder viel Geld gekostet und zweitens (wichtiger) warteten schon
wieder zahllose Leute in einer langen Schlange an der Kasse. So gehen
wir nach hinten in den Garten, wo wir herb Enttäuscht werden: Die ganzen
Springbrunnen sind (warum auch immer) abgestellt und so fehlt es ein
wenig an Glanz. Nachdem wir alles (?) gesehen haben und uns in einem
Café eine Erfrischung gekönnt haben, fahren wir weiter. Wir
wiederholen unser Park & Ride Prinzip vom Vortrag. Langsam kommen wir mit
dem ungewohnten Maßstab des Stadtplans ("da kommt dann irgendwann eine
Querstraße..." - "...die an der ich gerade vorbei gefahren bin?" -
"kann gar nicht sein, die Straße ist hier ganz lang eingezeichnet...") und dem
Verkehr zurecht.
Wir fahren wieder zum Place de la Concorde, und laufen
durch den Jardin des Tuileries zum
Louvre. Beeindruckend an der ganzen Stadt ist, daß man überall
an alten Gebäuden vorbeikommt und vieles erlaufen kann, da es so dicht
beieinander liegt.
Wir überlegen kurz und beschließen dann, uns den Tourimassen anzuschließen
und uns die Mona Lisa anzusehen. Also rein (relativ Preiswert) und
in eineinhalb Stunden durch...
Zu Fuß geht es weiter zu Les Halles, was aber nicht besonders reizvoll
ist. Den Gassen ums Centre Pompidou muß man auch nicht besonders
viel Aufmerksam schenken - es sei denn man will in Ramschläden Klamotten
kaufen. Zwischendurch kaufen wir uns etwas Käse und Brot und setzten uns
um ein wenig Pause zu machen.
An den überall aufgestellten Absperrgittern vorbei (deren Sinn wir auch nach langem
Rätselraten nicht verstanden haben) gehen wir zur Ile de la Cité
auf der wir den Glöckner von Notre Dame treffen wollen. Den haben wir
zwar nicht getroffen aber trotzdem waren wir von dem Bauwerk und seinen
weit ausholenden Giebeln beeindruckt.
Der besondere Kick: Auf dem Mittelstreifen der Avenue des Champs-Élysées
stehen und den Arc de Triomphe fotografieren.
Leider ist es nun schon spät geworden und die meisten Verkaufsstände am linken
Seineufer sind bereits geschlossen. Trotzdem beschließen wir bis zum Eiffelturm
zurückzulaufen. Langsam wird es Abend und die Ausflugsboote leuchten
um die Wette. Wohlwissend, daß ich aufgeben könnte, verheimlicht M.
mir, wie weit es noch ist. Zum Schluß sind wir ganz schön geschafft,
finden aber doch, daß es sich gelohnt hat. Nocheinmal sehen wir
den Eiffelturm und sind auch hier etwas enttäuscht: Auf Fotos sieht es
immer aus, als stände er auf einem riesigen Platz, doch handelt es sich immer
um den Vorplatz des Palais de Chaillot und dazwischen fließt noch die
Seine. Abends herrscht hier ein buntes Treiben und man kann sich an der
großen Leuchttafel am Eiffelturm davon überzeugen, wieviele Tage es noch
bis zum Jahhr 2000 sind.
Völlig erschöpft aber glücklich und zufrieden (wir kommen wieder - es gibt
ja noch viel zu sehen!) machen wir uns auf den Weg zum Auto und lassen die Stadt
langsam hinter uns. Irgendwo in Richtung Evreux finden wir einen Feldweg
und stellen uns zwischen Büschen an ein Maisfeld.
Viel zu früh werden wir von der Sonne geweckt, die ins Auto scheint und
die Temperatur in die Höhe treibt. Mühsam rappel ich mich auf, schieb
die Tasche vom Fahrersitz und stell' den Wagen ein paar Meter weiter im
Schatten ab. Wenigstens können wir so noch ein paar Stunden schlafen.
Unsere Reiseroute führt uns via Argentan und Domfront in die Normandie
zur Ärmelkanalküste zum Mont St. Michel. Von zahlreichen Kitschpostkarten
kannten wir diesen Felssplitter, der unweit der Küste im Meer liegt und auf
dem sich eine Abtei befindet. Bei Flut wird die Insel vom Meer umspült und
bei Ebbe kann man über einen Damm durch das Watt laufen. Auf den Fotos
bekommt man immer den Eindruck, als würde es sich um einen romatischen und
verlassenen Ort handeln - aber weit gefehlt: Schon einige Kilometer vorher
reiht man sich in eine lange Autoschlange ein und rollt an Touristenshops
(die Cidre und anderes anbieten) vorbei. Zwangsweise fährt man über den Damm
und wird am Ende auf einen riesigen Parkplatz geleitet. Hier wird man dann
das erstemal zur Kasse gebeten (F 30,- bis 60,-). Aber nicht mit uns! Vor den Augen einer
empörten Parkplatzwächterin wenden wir.
Da es eh schon recht spät ist,
beschließen wir uns einen Campingplatz zu suchen (die Landschaft läd nicht
sehr zum wild campen ein) und uns einen ruhigen Abend zu machen. Entsprechend
wählerisch sind wir bei der Wahl des Nachtquartiers. Die ersten Plätze
sind uns zu karg und da es nicht einmal Bäume gibt, würden wir in der
prallen Sonne stehen. In Richtung St. Broladre finden wir zufällig einen
kleinen Platz, der uns gefällt. Für nur F 40,- dürfen wir uns einen
Platz suchen. Wir machen es uns gemütlich und spannen ein wenig aus. Zur
Ablenkung schaue ich mir die Bremse vorne rechts an, die seit einigen Tagen
duch permanentes quitschen nervt - ohne großen Erfolg zugegebenermaßen.
Heute parken wir gleich im Ort vor dem Damm bei einem Supermarkt (das ist zwar
nicht erwünscht, aber wen stört's?). Zu Fuß nähern wir uns der Insel. Kaum
kommt man durch das Stadttor, bekommt man kaum noch Luft: Dicht gedrängt
schieben wir uns durch die Straße, vorbei an endlosen Reihen von
Souvenirläden. Zwischendurch genießen wir die Aussicht über das Land
(tagsüber herrscht Ebbe, die Flut kommt am Abend). Da für die Abtei wieder
Eintritt fällig wird, bleiben wir draußen.
Wenn man sich Mühe gibt, kann man glaubhaft beweisen, daß man ganz allein am
Mont St. Michel war.
Wieder auf der Piste zieht es uns zum Atlantik. Vorher machen wir aber noch
einen kleinen Schlenker entlang dem Baie du Mont St. Michel zum
Pointe du Grouin. Die Landschaft ist reizvoll und die in der Brandung
liegenden Felsen der Ile des Landes sind beeindruckend. Die Automassen
muß man einfach nur ausblenden.
Gerade verlassen wir St. Malo und wollen uns auf den Weg nach Rennes machen, als
irgendwas scheppernd zu Boden fällt. Beim Nachschauen fällt auf, daß
ein Stück vom Auspuff fehlt. Zum Glück ist das nicht weiter dramatisch und
so fahren wir weiter über die D177 bis nach Nantes. Unterwegs machen wir
Rast auf einem Parkplatz. Das Teewasser kocht noch nicht richtig und wir sind
mitten beim Essen, als es anfängt zu nieseln. Eigentlich will ich sitzenbleiben
und die willkommene Abkühlung genießen, aber M. drängt einzupacken.
Ein paar Minuten später sitzen wir im Auto und draußen ist die Hölle los:
Der Wind rüttelt am Wagen und treibt den Regen vor sich her. Als ich auf
Toilette gehe, komme ich nach wenigen Metern klatschnaß zurück. Nach dem
sich das Wetter wieder beruhigt hat, fahren wir weiter und übernachten auf
einem Campingplatz bei Nantes für F 60,-.
Jetzt wollen wir doch vorankommen. Die Landschaft bietet nicht viel zu sehen
und wir sehnen uns nach einem ruhigen Platz, an dem wir ein paar Tage
bleiben und uns erholen können. Wir fahren nach Bordeaux. Eigentlich wollten
wir noch etwas die Garonne flußaufwärts fahren, doch wir lassen es
bleiben und fahren direkt nach Arcachon. Vom letzten Jahr kennen wir uns hier
ein wenig aus und wir beschließen "Pizza au feu du bois" zu kaufen und uns
an die Strandpromenade zu setzen.
Da unsere Karte zu alt ist und die
Franzosen mal wieder ein paar neue Straßen gebaut haben, irren wir kurz
durch die Gegend, landen dann aber doch in Pilat-Plage. Die große Düne
am Strand haben wir letztes Jahr bestiegen und so fahren wir gleich
bis Biscarrosse-Plage.
Durch die viele Fahrerei in den letzten Tagen sind wir ein wenig genervt; wir
wollen irgendwo ankommen. Leider darf man sich hier nirgends einfach
hinstellen - "Stationement inderdit". Was man davon zu halten hat, werden
wir in den nächsten Tagen noch sehen, denn überall parken Campingwagen
und die gespannten Wäscheleinen etc. machen nicht den Eindruck, als würde
man nur kurz parken. "Bully", wie M. den Bus mitlerweile getauft hat
(ihr Verhältnis zum Bus wandelte sich während der Reise von Abneigung bis
hin zu zärtlicher Liebe mit allmorgendlichem Streicheln), würde da gar
nicht auffallen.
Der Sonnengott-Brunnen im Park von Versailles - leider
ohne Wasserspiele.
Jetzt mogeln wir uns erst einmal unter der 2m Barriere durch (so ganz vertrauen
wir der angeschriebenen Höhe mit unseren 1,95m nicht, aber es paßt) und so
stehen wir direkt oberhalb des Strandes am Atlantik. In der einsetzenden
Dämmerung machen wir einen kurzen Strandspaziergang und schauen den
Lagerfeuern zu. Zurück am Auto überlegen wir, wo wir die Nacht verbringen und ob
wir nicht einfach hier bleiben sollen. Etwas mulmig ist uns ja doch bei
dem Gedanken, denn was ist, wenn die Polizei kommt? Wir sind einfach noch
immer zu ängstlich. Einem deutschen Pärchen, das gerade aus Deutschland
direkt hierhin gefahren ist (so ein wahnsinn denken wir), leihen wir
unseren Korkenzieher und ein Paar Kopfschmerztabletten (auf den Wein - zum
Wohl). Nachdem wir uns zusammen beraten haben, beschließen wir hier stehen
zu bleiben. Wir sind froh in unsere gemütlichen Betten fallen zu können, als
wir das Pärchen sehen, wie sie sich in ihren PKW verrenken.
Mit den ersten Sonnenstrahlen machen wir uns auf zum Strand hinunter
und verbringen den Vormittag damit gegen die phantastischen Wellen
anzuspringen und im Sand zu dösen. Gegen Mittag brechen wir auf.
Eigentlich suchen wir den Campingplatz auf dem wir letzten Sommer übernachtet
hatten, nur wissen wir nicht mehr, wo der genau war. Es bleibt uns
also nichts übrig, als jede Straße, die von der D652 abzweigt zum Strand
hinab zu fahren. Die Suche gestaltet sich zeitaufwendiger als gedacht.
Gegen Abend können wir die endlosen Pinienwälder und Touristenorte nicht
mehr sehen. Wie es immer ist, der letzte Strand ist es:
Plage des Casernes. Hier wissen wir, daß der Strand schön ist und
man mit dem Auto auch nah herankommt. Als wir so vor dem Campingplatz
stehen, müssen wir aber feststellen, daß die Saison noch bis Ende
August geht (dann sind auch die Ferien vorbei, was dazu beiträgt, daß
es damals, als wir später im Jahr unterwegs waren, hier wesentlich leerer
war) und die Preise für uns indiskutabel sind. Um uns selbst zu beruhigen
sagen wir uns, daß die Toiletten auch nicht so toll waren. Genervt
fahren wir also wieder ein Stück zurück. Die bisher gesehenen Orte gefielen
uns nicht weil sie einfach zu voll waren. Auch Moliets-Plage
war ein solcher Ort: Strandbuden, Campingplätze, Daddelautomaten und
Massen von Erholungssuchenden. Obwohl ich das alles nicht schön finde,
ringe ich mich doch dazu durch hier zu bleiben und so stellten wir
unser Auto zwischen ein paar Wohnwagen (von deren Besitzern wir auch gleich argwöhnisch
beäugt wurden) ab.
Der Platz war eigentlich ganz schön. Pinien spendeten etwas Schatten, die
Duschen waren sauber und in der Nacht war es ruhig. Also beschlossen wir
hier ein paar Tage zu bleiben und uns von den ersten gut 3.000 km zu erholen.
In der Rezeption fand man nur unsere Anmeldung
nicht wieder (nicht das erste mal). Aus irgendeinem Grund brauchten sie
diese (obwohl wir die eine Nacht ja schon bezahlt hatten) für die
Verlängerung. Wir sollten bei der Abreise wiederkommen, bis dahin wollten sie
sie finden.
Der Louvre mit der Glaspyramide durch die man zu den Eingängen in die
verschiedenen Ausstellungen im Untergeschoß kommt.
Die Tage vergingen wie im Flug. Nachts vertreiben wir die Mücken,
die uns anfänglich den Schlaf raubten mit 'ner Art Räucherstäbchen, die
wir im Supermarkt fanden. Wir schliefen lange, Frühstückten ausführlich,
gammelten bis Nachmittags träge im und vor dem Auto herum (nur nicht
bewegen und in die Sonne gehen, es war viel zu heiß) und gingen am
Nachmittag zum Strand. Obwohl wir uns gründlich eincremten, mußten wir
abends schmerzhaft feststellen, daß wir die eine oder andere Stelle doch
übersehen hatten. Die Brandung war hier nicht ganz so wild wie in
Biscarrosse-Plage aber doch schön. Zum Glück hatten wir unsere Handtücher
weit vom Wasser entfernt hingelegt, denn die Flut verschlang Meter um Meter
vom Strand. Am meisten aber nervte uns die Wasserwacht. Wer nicht innerhalb
der markierten 200m Strand badete, wurde immer wieder zurückgepfiffen.
Außerdem verpesteten sie mit ihrem Powerski die Luft.
Abends schauten wir
uns die Sonnenuntergänge an oder spielten Karten. Beeindruckend war
das Gewitter, daß eines Abends über die Küste zog. Der Himmel war völlig
bedeckt und vom Strand aus konnte man die Blitze in der Ferne sehen, die
die ganze Umgebung in gleißendes Licht tauchten.
Wir hatten uns langsam so richtig häuslich engerichtet, teilten uns
die Abspülgänge (im Gegensatz zu den meisten anderen Campern, bei denen es
üblich zu schein scheint, daß das die Aufgabe der Frau sei, wie auch das
Kochen vorher schon) und wollten endlich mal ein wenig Wäsche waschen.
Nachdem wir die Hälfte unserer gesamten Garderobe gewaschen und aufgehangen
hatten, gingen wir schlafen. Am nächsten Morgen stand ich so vor der Leine
und wundere mich über eine kleine Lücke, die gestern noch nicht war. Ich
schaute mich um und fragte M., ob sie meine Jeans, die ich gestern dort
hingehangen hatte, weggenommen hat. Da sie verneinte muß die wohl
jemand anderes genommen haben. Naja, zum Glück hat derjenige wenigstens
meine anderen Jeans hängen lassen. M. überlegte sich dazu folgende
Theorie: Ein (hübsches und junges) Mädchen hat mich in dieser Jeans
gesehen und sich in mich verliebt. Da sie sich aber nicht traute mich
anzusprechen, wollte sie wenigstens eine Erinnerung an mich behalten ...
Am Samstag, es ist der 23. August und 16. Tag unserer Reise zieht es uns
weiter.
Am Samstag wollen wir dann vom Platz fahren und M. bezahlt die
eine Nacht. Das klappt dann auch prima (bis darauf, daß die Schranke
nicht aufgeht und uns doch jemand rauslassen muß, vermutlich weil wir nicht
mit der Karte rein gefahren sind).
Zur Einstimmung wollen wir in die Stadt der Schönen und Reichen - nach
Biarritz. Die Stadt macht zwar einen netten Eindruck, die paar Meter
Strand an denen sich alles drängt erschrecken uns aber.
Nach den vielen Tagen flachem Land locken uns die Höhen der Pyrenäen. Die
erreichen wir auf der Strecke St. Jean, Mauléon-Licharre, Oloron,
Arudy, Eaux-Bonnes sehr bald. Immer wieder fahren wir durch die schöne
Landschaft die Berge rauf und gleich wieder herunter. Wir haben den
Eindruck, als würden wir hin und wieder die Strecke der
Tour de France passieren.
Am Abend stellen wir uns neben der Straße auf einen Parkplatz und lassen
uns von der hinter den Bergen versinkenden Sonne verzaubern.
Rückansicht von Notre Dame vom Ufer der Seine aus.
Als wir am nächsten Morgen das erste mal aus dem Fenster gucken, ist
das Pärchen, daß in der Nacht noch gekommen ist,
schon weg, doch wir bleiben noch etwas liegen. Das an der Straße
entlang lauter Autos parken stört uns jetzt noch nicht sehr. An die zusätzlichen
Kilometermarkierungen, die uns gestern auffielen, erinnern wir uns auch noch
nicht. Später hören wir laute Musik und Stimmen über Lautsprecher. Als
wir wieder herausschauen stehen da jetzt noch mehr Autos und die
Leute scheinen auf etwas zu warten. Kurz darauf erscheinen ein paar
Radfahrer begleitet von einem Lautsprecherwagen. Uns kommt langsam so
ein Verdacht. Und tatsächlich. Es dauert nicht lange, bis immer mehr
Radfahrer und auch Jogger, begleitet von jubelnden Rufen, sich den Berg
heraufquälen. Bei sovielen Zuschauern haben wir keine Lust aufzustehen
und in aller Öffentlichkeit unsere Morgentoilette zu erledigen.
Also warten wir noch ca. eine Stunde bis der meiste Trubel sich gelegt
hat und legen dann los. Als wir uns dem Paß nähern, überholen wir dann
noch die letzten Nachzügler, lassen das bunte Treiben dann aber hinter uns.
Die Strecke wird merklich bergiger. Begegnungen mit entgegenkommenden
Autos erfordern immer mehr Aufmerksamkeit. Aber auch die Landschaft
will betrachtet werden. Es geht nach Argelès-Gazost und von da nach
Luz-St. Sauveur zum Col du Tourmalet. Uns gefällt die felsig-karge Landschaft,
was sich aber jetzt ändert, da wir in ein häßliches Skigebiet kommen.
Die Hänge sind von Furchen durchzogen und unzählige Lifte und Bettenburgen verschandeln die
Natur. Dafür sind wir jetzt davon überzeugt, daß wir immer der
Tour de France Strecke folgen. Auf der Straße sind in großen Lettern
die Namen der Sportler gemalt, die man vor einigen Wochen noch im TV sah. Uns wird
deutlich, welche Anstrengung die Radler auf sich genommen haben. Wo
diese ca. 40 km/h erreichten, schleichen wir mit etwas mehr als 30 km/h
die Steigung hoch.
Im Zickzack folgen wir dem Verlauf der Straße Richtung Arreau nach
B. de Luchon. Die Berge sind von Heidekraut überzogen und leuchten violett.
Völlig faszinierend finden wir, daß die Kühe und Schafe hier frei herumlaufen.
Kein Zaun hält sie auf und so kann es passieren, daß man um eine Ecke
fährt und sich Aug' in Aug' mit ein paar Kühen befindet, die auf der
Straße stehen.
Nun geht es ein Stück nach Norden und ab Fronsac die D618 über St. Girons
weiter nach Tarascon. Diese kleinen und abgelegenen Strecken sind immer
wieder entdeckenswert und am Col de Port gefällt uns die wilde Landschaft
sehr. Karge Berge, auf denen sich lediglich ein paar Krüppelkiefern in
den Fels krallen und Heidekraut blüht, wechseln sich mit üppigem Grün und
verwildeter Vegetation ab. Unser Weg führt duch "Zauber-Märchenwälder",
in denen Phantasiegeschichten jederzeit wahr werden könnten. Leider
haben wir ganz versäumt uns einen Platz für die Nacht zu suchen und die
Campingplätze sprechen uns auch nicht an. Hier hinter Tarascon finden
wir bei einbrechender Nacht keine passende Stelle die uns beiden gefällt
uns so stehen wir zum Schluß verzweifelt auf einer traurigen Lichtung nahe
der Straße.
Im letzten Jahr verschoben, für dieses fest geplant: heute soll es nach
Andorra gehen. Da wir nicht mehr viel Benzin haben, wollen wir vor der
Grenze noch einmal tanken. Leider gibt es in Ax-les-Thermes keinen
Supermarkt (zumindest finden wir ihn einfach nicht) und die Tankstellen
sind hier in der Umgebung vom Spielcasino entschieden zu teuer. Also fahren
wir ein Stück zurück und tanken (auch nicht so richtig billig)
im SUPER U halb voll.
"3D-Berge" - direkt zum Nachbau für Modelleisenbahnen geeignet in den Pyrenäen.
Kurz bevor die Straße richtig steil wird, haben die Franzosen mal wieder
ein Loch in den Berg gesprengt. Man kann also auch (gegen Gebühr) unter'm Berg durchfahren
(unsere Karte ist mal wieder so alt, daß das
nicht eingezeichnet ist). Wir reihen uns in die Schlange der Caravans ein
und schlängeln uns nach oben. Die Grenze nach Andorra ist relativ
unscheinbar. Pas de la Case ist tothäßlich. Also fahren wir gleich weiter.
Einer Eingebung folgend und aus lauter Gewohnheit, schauen wir uns die
Benzinpreise im vorbeifahren an. Zu unserer Überraschung sind die Preise
in Franc und Peseten angegeben. Über die wirren politischen Verhältnisse
wußten wir nur ein wenig Bescheid, aber daß man in Franc bezahlen kann
hatten wir nicht geahnt. Aber nicht nur dieser Umstand freute uns, sondern
auch die Preise an sich: Benzin kostet gerade mal F 4,-. So billig wird es
wohl nie wieder. Jetzt ärgerten wir uns doch ein wenig drüber, vorhin getankt zu
haben. Trotzdem verdrängen wir noch die restliche Luft aus dem Tank und freuen
uns über das Schnäppchen.
Auf der mehr oder weniger einzigen Straße fahren wir durch Andorra nach
Andorra la vella. Die Landschaft, auf die wir sehr gespannt waren, ist
eher trist. Architektonisch sieht alles gleich aus; die Skihotels scheinen
alle vom gleichen Architekten zu stammen. Andorra Stadt können wir in aller
Ruhe vom Auto aus betrachten: Es gibt nur eine Hauptstraße an
der sich ein Foto- und Schmuckladen neben den andern reiht und die ganze
Strecke stehen wir im Stau. Zeit genung, um sich die lokalen Ordnungshüter
anzuschauen. Völlig überflüssig (wie in allen Ländern dieser Welt wohl üblich)
steht an jeder Kreuzung ein Polizist und winkt den Verkehr weiter. Als ob man
überhaupt irgendwohin fahren könne. Interessant ist, daß wirklich
jeder eine andere Uniform an hat. Etwas orientierunglos suchen wir nach
dem Ortsausgang, denn die gleiche Straße wollen wir nicht zurückfahren.
Wir wollen nach Spanien weiter und dann von dort zurück nach Frankreich.
Schloß Versailles.
Kurz vor der spanischen Grenze macht ein Supermarkt auf sich aufmerksam und
lockt uns in sein Parkhaus. M. vetritt sowieso schon die ganze Zeit
die Ansicht, daß es sich bei der einen Supermarkt Kette um die gleiche Kette
handeln muß, die auch in Frankreich überall Werbung für den
Schulanfang und ihre Schreibartikel macht. Im Parkhaus fällt mir als erstes
ein besonderes Auto auf: zwischen all den PKW steht ein Barkas! Mit
spanischem Kennzeichen sogar, was mich davon überzeugt, daß wir das dann auch
bis hierhin hätten schaffen können. Der Supermarkt übertrifft bei weitem
alles, was wir aus Frankreich gewohnt waren. Über mehrere Etagen erstrecken
sich endlose Regale und man kann einfach alles kaufen. Das man das tunlichst
vermeiden sollte, wird sich in zehn Minuten zeigen. Zwar stehen die Preise
auch in Franc an den Regalen, doch sehen wir keinen damit bezahlen und so
kaufen wir nichts und fahren weiter. Als wir die Grenze erreichen, fragt M.,
wo denn dieser Ort war, den sie auf der Karte sieht. Naja, das war dann
wohl das Einkaufszentrum.
Die erste Grenzstation passieren wir sehr schnell. Aber schon von weitem
zeigt eine Zöllnerin auf uns und winkt uns aus der Reihe der Autos.
Wir müssen mit unserem Bus,
den abgeklebten Scheiben hinten, Drei-Tage-Bart und Sonnenbrillen wohl
besonders kriminell aussehen. Ob wir
Alkohol oder Zigaretten dabei hätten will sie wissen und läßt mich die
Heckklappe öffnen. Als ich verneine wirft sie einen gelangweilten Blick
auf unser Bettzeug und läßt uns weiterfahren.
Die Strecke von la Seu bis Puigcerda verläuft unspektakulär. Ab Mont-Louis
folgen wir der D118, die uns an zwei Stauseen vorbei durch recht flaches
aber hoch liegendes Land führt. Hinter Puyvalador windet sich die schmale
Straße durch die sehr schöne, enge und urig wilde Gorges de l'Aude.
Hinter Axat wird die Schlucht felsiger, bleibt aber bis Quillan
genauso wunderschön. Das wir hier nur langsam vorwärtskommen stört uns
angesichts dieser einmaligen Natur überhaupt nicht.
Gut zu wissen: Privatstraße - Zugang auf eigene Gefahr... Wem das nicht gefällt muß nur
abwarten: Kann nicht mehr lange dauern, bis das Schild völlig von Kugeln durchsiebt und
unlesbar sein wird.
Von unseren Eindrücken zehren wir noch bis Carcassonne, wo wir uns mal
wieder einen Campingplatz (in la Cité, F 95,-) leisten. Während
ich mich duschen gehe. studiert M. das Infoblatt vom Campingplatz.
Jetzt kennen wir wenigstens das Signal zum evakuieren des Platzes bei
Flut im Fluß und den aufzusuchenden Sammelplatz. Noch machen wir uns darüber
lustig ... Unsere Nachbarn, die gerade ankommen, haben wir schon vorher
am Supermarkt gesehen. Vor allem fiel uns ihr VW Bus auf. Ähnlich wie
unserer, aber nach unserem Geschmack ein wenig zu spießig (mit Hochdach,
Herd und Spüle). Mit unserem "Wohnmobil"
kommen wir uns manchmal ja auch schon etwas überzogen vor.
Da wir ohne Reiseführer unterwegs sind, ist es purer Zufall, daß M.
uns zur Burg hinauf leitet, die wir gestern bei der Ankunft gesehen haben.
Durch parken in einer Seitenstraße sparen wir mal wieder auf einfachste
Weise die Parkplatzgebühren und betreten die völlig erhaltene Festung.
Mit den anderen Touristen schieben wir uns vorbei an der ersten Burgmauer,
über die Zugbrücke und den Burggraben (in dem M. unbedingt ein
Ungeheuer sehen will) in die Altstadt. Nachdem wir der Versuchung
uns eine Ritterrüstung aus Plastik zu kaufen wiederstanden und
das meiste gesehen haben, geht es weiter.
Langsam geht unser Urlaub dem Ende entgegen. Vorher wollen wir aber noch in
Erinnerungen an letztes Jahr schwelgen und einige Orte aufsuchen, die
wir schon kennen. Die D620 bringt uns aus der Stadt. Vor Caunes erinnert uns
die Landschaft vor Nyons (wenn man sich von Vaison la Romaine nähert). Hinter
St. Pons geht es weiter nach la Salvetat. Die ganze Gegend ist herrlich:
wir fahren wiedermal durch einen dieser romantischen Märchenwälder.
Etwas melancholisch, daß wir die Pyrenäen jetzt endgültig hinter uns gelassen
haben, geht es nach Lacune, Belmont, St. Affrique und Millau. In Aguessac
biegen wir nach Osten ab und in le Rozier in die Gorges du Tarn.
Der östliche "Eingang" zur Gorges d' Ardèche: Ein großes Felsentor
unter dem man durchpaddeln kann.
Das hier gebotene Naturschauspiel ist einmalig. Auf der einen Seite
schlängelt man sich eine schmale Straße entlang (hoffentlich kommt einem
hier kein großer Bus entgegen, und wenn doch: immer ruhig, das paßt schon);
eingepfercht zwischen Felswänden rechts und der Schlucht und dem
Fluß links, auf der anderen Seite erheben sich Felsen und man verdreht immer
wieder den Kopf nach besonders bizarren Ausspülungen im Gestein. Am besten
lernt man die Schönheiten kennen, wenn man sie mit dem Fahrrad erkundet
und oft genug anhält und sich über die kleinen Mäuerchen lehnt und die
Aussicht genießt. Auf jeden Fall aber sollte man hinter der Stelle, an der sich
die Straße teilt und zur Einbahnstraße wird, wenden oder zu Fuß auf der
obere Straße zurückgehen!
Am Ausgang der Gorges fahren wir nach le Pont-de-Montvert. Irgendwo
zwischen hier und Vialas suchen wir in dieser schönen Landschaft aus
Felsen, Schluchten und Heidekraut nach der Schlafstelle, die wir schon
im letzten Jahr gefunden hatten. Dieses Jahr schätzen wir die Höhe der
Gegend und die daraus resultierende Kälte in der Nacht besser ein und
ziehen uns entsprechend warm an. Aber auch diesmal werden wir am
frühen Morgen geweckt; allerdings nicht von Jägern und Pilzsammlern,
sondern von vorbeirasenden Lastwagen. Irgendwie ist diese Forststraße
nicht so einsam, wie sie scheint.
Von Génolhac geht es nach St. Ambroix und Vallon-Pont-d'Arc in
die Gorges d' Ardèche. Obwohl wir (für unsere Verhältnisse)
sehr früh hier sind, es ist 12.00 Uhr, kommen wir doch zu spät. Nachdem
wir im letzten Jahr schon keine Gelegenheit fanden, wollen wir heute
ein Kajak mieten und die Gorges vom Fluß aus ansehen. Aber wenn man
die ganze Tour vom Anfang der Schlucht bis St. Martin fahren will, muß man
um 9.00 Uhr spätestens los. Aber wir wollen unbedingt. Also erkundigen wir uns
ein wenig uns suchen uns einen Veranstalter hinter Vallon aus der auch relativ günstig
ist (F 280,- bis 320,- für ein zweier Kajak).
Da wir jetzt noch den ganzen Nachmittag Zeit haben, wollen wir uns ein
Grotte ansehen. Da wir die Grottes de St. Marcel schon kennen,
fällt unsere Wahl auf den Aven de Marzal. Der Eintrittspreis
ist zwar nicht gerade billig (Ermäßigung gibt's nicht) aber wir
riskieren es. Die Besichtigung gefällt uns leider nicht ganz so gut, da
die Felsformationen nicht viel hergeben und die Gruppe zu sehr durchgejagt
wird. Wir beschließen, es uns so richtig gemütlich zu machen
und einen Campingplatz aufzusuchen. Deshalb lassen wir die wilde Gegend
entlang der D4 zwischen St. Remèze und Vallon links liegen. Obwohl
hier unzählige kleine Wege in die Maccia führen und sicherlich optimale
Campingbedingungen bieten. Leider fängt es am Abend an zu nieseln und so
verkriechen wir uns im Auto.
Ein kurzes Stück der Gorges d' Ardèche . Nach den nächtlichen Regengüssen
ist der Fluß vom Schlamm braun gefärbt und angeschwollen.
Mitten in der Nacht klopft jemand an die Fenster. In einem Gemisch aus
Französisch und Englisch wird uns zugerufen, daß der Platz evakuiert
werden muß. Schlaftrunken wie ich bin, nehme ich das ganze nicht so wahr
und denke, daß irgendwelche Kinder herumtoben. Aber M. rüttelt mich wach
und wir verstehen was los ist: Durch den stärker gewordenen Regen ist der
Fluß (an dessen Ufer der Platz liegt) gestiegen und es wird eine Überschwemmung
befürchtet. Wieder einmal sind wir froh unser Auto zu haben. Wir wurschteln uns
zurecht und fahren ein Stück weiter nach oben. Dabei bemitleiden wir noch kurz die
anderen Camper, die jetzt in der Nacht ihr nasses Zelt etc. zusammenpacken und dann
auf nassem Boden wieder aufstellen müssen.
Da der Regen nicht aufhört, beschließen wir im Morgengrauen, als es eigentlich
Zeit zum aufstehen ist, liegenzubleiben und die Bootsfahrt sein zu lassen.
Als wir dann endlich aufstehen, sind wir ziemlich enttäuscht, hatten wir uns doch
die ganze Zeit auf diesen Tag gefreut und ihn als Ausklang zu unserem Urlaub
angesehen. An der Rezeption erfahren wir dann, daß uns die Nacht aufgrund
der nächtlichen Umstände nichts kostet - jetzt haben wir zum Schluß doch
zuviel gespart.
Niedergeschlagen fahren wir die Gorges entlang. Die beeindruckende Landschaft
mit ihrer tiefen Schlucht kann uns nur wenig aufmuntern. Aber es hätte
einfach keinen Sinn gemacht und man sieht auch nicht ein einziges
Kajak auf dem Wasser.
Auch wenn wir gerne noch ein paar Wochen hier bleiben würden um zum
Beispiel in Les Bayles die Seele baumeln zu lassen, müssen wir nach Hause
zurück. Die kommende Strecke kennen wir schon und so fahren wir zügig
bis wir ein Stück hinter Montélimar sind.
Heute wollen wir bis nach Deutschland kommen. Wir fahren nach Valence
und weiter nach Norden. In Chanas weist uns ein "Bis"-Schild entlang der
D519 nach Dijon und Paris. Wir denken uns, daß dies wieder eine neue Straße
sein wird und folgen den Schildern. Leider müssen wir bald erkennen, daß
dies ein Irrtum ist. Die Straße führt uns in einem weiten Bogen nach
Osten mitten in die Pampa. Da wir eigentlich zügig weiterkommen wollten,
nerven uns die vielen Kreisverkehre und kleinen Orte.
Crème de Marrons de l' Ardèche schmeckt nicht allen - uns dafür um so
besser. Wichtig: es muß das Original sein und vanillée.
Aber M. arbeitet schnell eine neue Route für uns aus und so fahren wir
über die N75 nach Bourg-en-Bresse und dann weiter auf der N83 bis Mulhouse.
Unterwegs wollen wir unsere gesparten Franc ausgeben; doch völlig entsetzt müssen
wir erkennen, daß es Lion nicht überall gibt. Aber zum Glück
führt der nächste Supermarkt einen ausreichenden Vorrat und so verlassen
wir das Land mit sechs Dosen und einem weiteren Vorrat an Maronencrème
und Orangina - a la pulpe d'orange.
Wieder in Deutschland fällt es uns schwer Abschied zu nehmen. Auf der Autobahn
geht es zurück Richtung Berlin. Eigentlich planen wir unterwegs noch einmal zu
übernachten, aber da wir gut durchkommen und M. ausgeruht ist, fahren
wir in der Nacht weiter und kommen kurz nach Mitternacht nach insgesamt
gut 6.000km in Berlin an.